Haltung

Kuhstall (c) Marion Hunger

Je nach Tierart variiert die Haltung sehr stark. Grundsätzlich lässt sich intensive und extensive Tierhaltung unterscheiden, wobei es zahlreiche Zwischenformen gibt.

Intensive Haltung

Die Haltung der Tiere erfolgt in Ställen, die auf Normierung und Rationalisierung großer Tierbestände ausgerichtet sind.

Die (voll)automatisierten Ställe verfügen häufig über viel Technik: Es gibt digitale Lüftungs- und Fütterungsanlagen, Melkroboter oder Entmistungsanlagen. Die Zufuhr von künstlichem Licht kann gesteuert werden – je länger es hell ist, desto leistungsfähiger sind die Tiere. Der Zugang zum Auslauf (wenn vorhanden), kann über Zeitschaltuhren erfolgen. Vor allem in der Bullen- und Schweinemast sowie in der Milchviehhaltung sind die Ställe häufig mit Spaltenböden ausgestattet. Durch diesen harten Boden rinnt Kot und Urin in darunterliegende Güllegruben. Ammoniak dünstet aus und reizt die Atemwege der Tiere. Weiterhin begünstigt der harte Boden Klauenerkrankungen und andere Verletzungen. Die Haltung von Sauen erfolgt oft in engen Kastenständen, von Geflügel in Bodenhaltung ohne Auslauf.

In den Ställen kann das natürliche Sozialverhalten der Tiere nicht berücksichtigt werden. Die Folgen vom Haltungsstress und dem kleinen Platzangebot sind kannibalistische Verhaltensweisen wie Federpicken und Schwanzbeißen. Darauf wird häufig mit präventiver Verstümmelung der Tiere reagiert: Hühnern werden die Schnäbel gekürzt, Rinder enthornt und Schweinen die Schwänze kupiert. Die Folgen sind u.a. haltungsbedingte Gesundheitsschäden wie Klauenkrankheiten oder Euterentzündungen, sogenannte Technopathien.

Die Landwirt*innen haben durch die großen Tierbestände nur noch wenig Überblick über das Wohlergehen einzelner Tiere. Mithilfe von Algorithmen wird versucht, die notwendige genaue Tierbeobachtung durch die Messung bestimmter physiologischer Parameter zu ersetzen. Die Fehlerhäufigkeit dabei jedoch ist hoch.

Extensive (Weide-)Haltung

In dieser Haltungsform wird versucht, den Tieren eine Umgebung zu bieten, die ihren natürlichen Bedürfnissen nahekommt. Ein wichtiger Aspekt ist Auslauf. Doch die Voraussetzungen dafür können sehr unterschiedlich ausfallen und müssen an die Bedürfnisse und das Verhalten der jeweiligen Tierart angepasst sein. Hühner benötigen im Freien beispielsweise Unterstände als Schutz vor Greifvögeln, Schweine brauchen Möglichkeiten zum  Suhlen und auch draußen muss es ein Futterangebot geben. Vielen Betrieben ist es, auch im Bio-Bereich, witterungs- und platzbedingt nicht möglich, ihren Tieren ganzjährig Auslauf anzubieten. Doch auch die Ställe können mit Außenklima-Bereichen und Liegeflächen, die mit Stroh oder anderen kompostierbaren Materialien eingestreut werden, bedürfnisgerechter gestaltet werden.

Dazu kommt eine artgerechte Fütterung, ausreichend Platz und Möglichkeiten, damit die Tiere ihr artgemäßes Verhalten ausführen können. Zudem kann das Tierwohl durch stressarme Behandlung, zum Beispiel beim Umtreiben, Füttern und bei der tierärztlichen Behandlung, gesteigert werden.

Die extensive Tierhaltung (insbesondere von Weidetieren) kann aufgrund der ökologischen Kreisläufe einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Artenschutz leisten und die Bodengesundheit fördern. Das von den Tieren gefressene Futter landet als Mist wieder auf der Fläche und es findet Humusaufbau statt. Das bei der Verdauung von Wiederkäuern ausgeschiedene Methan kann zudem als in der Pflanze oder im Boden gespeicherter Kohlenstoff in den natürlichen Kohlenstoffkreislauf zurückkehren.

Übersicht der in Deutschland häufigsten Haltungsformen

Strohballen (c) Envato

Fütterung

Schaffütterung (c) Envato

Die Fütterung von Nutztieren hat sich in den letzten Jahren stark verändert und wird zunehmend technisiert. Die Futterrationen werden exakt berechnet und an den Produktionsbereich angepasst. Somit ist es möglich, die Futtereffizienz (die Futtermenge, die pro kg Tierprodukt benötigt wird) für Hochleistungsrassen extrem zu erhöhen. Die erwünschte schnelle Gewichtszunahme sowie die hohe Milch- oder Eierleistung lassen sich nur durch energie- und eiweißreiches Futter erzielen. Somit wird immer häufiger zu konzentriertem Kraftfutter und industriellen Nebenprodukten gegriffen. Rau- und Grünfutter oder landwirtschaftliche Restprodukte und Lebensmittelabfälle werden seltener verfüttert. Das Futter wird heutzutage meist mithilfe automatisierter Fütterungssysteme ausgegeben. Genau kalkulierte Mengen mineralischer Mikronährstoffe werden direkt untergemischt.

Diese Fütterungspraxis hat Folgen:

  • Die Tiere werden immer stärker von ihrer natürlichen Futterbasis entfernt und somit nicht artgerecht ernährt.
  • Die bedarfsgerechte Fütterung ist oft nur auf dem Papier gegeben und in der Praxis gibt es viele mangel- oder fehlernährte Tiere in den Ställen.
  • Der zunehmende Einsatz von Futtergetreide beansprucht Flächen, die auch für den Anbau von Nahrungsmitteln für den Direktverzehr genutzt werden könnten. Das ist hinsichtlich der ökologischen Effizienz kritisch.
  • Vor allem in ärmeren Teilen der Welt wird die Landwirtschaft auf den Anbau von Futterpflanzen wie Mais oder Soja ausgerichtet. Das verstärkt den Hunger und die sozialen Ungleichheiten vor Ort.
  • Monokulturen im Futteranbau bedrohen weltweit Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit.
  • Durch den steigenden Bedarf an Anbaufläche werden Regenwälder abgeholzt, Feuchtgebiete trockengelegt und Dauergrünland umgebrochen. Lebensräume gehen verloren und die Klimakrise wird verstärkt.
  • Rückstände von Antibiotika, Antiparasitika und Desinfektionsmitteln führen über den Fleischkonsum zur Kontamination von Böden und Gewässern. Die Kontamination des Grundwassers durch Gülle kann zu resistenten Erregern führen.

Diese Probleme verdeutlichen, dass die Futtermittelproduktion wieder stärker auf die einzelnen Tiere ausgerichtet werden sollte. Futtermittel, die auf der eigenen Betriebsfläche oder in regionalen Partnerbetrieben erzeugt werden können, sowie die Reste aus der Lebensmittelverarbeitung (Rapskuchen, Rübenschnitzel, Trester) sollten vermehrt genutzt werden.

Transport

Tiertransporte (c) Patrick Sabatkiewicz

Die meisten Nutztiere werden mindestens zweimal im Leben transportiert: vom Aufzuchtbetrieb zum Mastbetrieb und von dort zum Schlachthof.

Manchmal teilt sich die Mast auch in zwei Phasen auf, die auf unterschiedlichen Betrieben stattfinden kann. Eine erste längere Mastphase und eine intensive Endmast.

Die Transportregelungen für Nutztiere sind gesetzlich festgelegt und gelten für Tiere aus Bio-Betrieben genauso wie für ihre Artgenossen aus konventioneller Haltung. Viele Bio-Verbände haben jedoch zusätzliche Richtlinien entwickelt, um die Transportbedingungen zu konkretisieren und das Tierwohl stärker in den Fokus zu rücken.

Neben den in Deutschland aufgezogenen und geschlachteten Tieren, werden auch viele Tiere aus dem Ausland über weite Strecken zur Schlachtung nach Deutschland transportiert. Andererseits werden auch zahlreiche deutsche Zuchttiere und Mastkälber in andere, weit entfernte Länder befördert. Sobald die Tiere das Gebiet der EU verlassen, können keine Kontrollen der Tierschutzvorschriften mehr stattfinden. In der Praxis erfolgen allerdings generell wenige Kontrollen der gesetzlichen Vorschriften. Die Akzeptanz von „unvorhersehbaren Umständen“ und viele Ausnahmeregelungen führen dazu, dass häufig auch sehr junge oder alte, kranke oder tragende Tiere über weite Strecken transportiert werden. Pausenzeiten, die Transporthöchstdauer von acht Stunden am Tag oder die Temperaturregulierung im Transporter können sehr weit ausgelegt werden. Hinzu kommen oft eine fehlende Sachkenntnis bei den Fahrer*innen, die generell langen Transportwege sowie stressige Bedingungen für die Tiere beim Separieren, Ein- und Abladen und auf der Fahrt selbst.

Die Vermeidung von Stress und Schmerzen sollten oberstes Gebot sein, um Tierleid zu verhindern. Als Indikator dient eine Untersuchung der Cortisol-Werte, welche als Stresshormon Aufschluss über die Transportbedingungen liefern.

Übrigens: Stress schlägt sich durch die Ausschüttung von Adrenalin in einer verminderten Fleischqualität und damit auch im Geschmack nieder.

Truck (c) Envato

Schlachtung

Schweinehälften (c) Envato

Auch wenn es vor dem Kühlregal manchmal in Vergessenheit gerät: Um Fleisch zu konsumieren, ist es notwendig, dass Tiere geschlachtet werden. Doch wie läuft so eine Schlachtung eigentlich ab?

Sobald die Tiere am Schlachthof angekommen und vom Transporter abgeladen sind, kommen sie in einen Wartestall. Dort stehen sie in großen Gruppen über mehrere Stunden oder über Nacht zusammen, um sich vom Transport zu erholen. Anschließend findet die Lebendkontrolle durch amtliches tierärztliches Fachpersonal statt. Wenn dort alles in Ordnung ist, werden die Tiere betäubt. Dafür gibt es unterschiedliche Verfahren, wie Kohlenmonoxid-Kammern und Sauerstoffentzug, den Bolzenschuss oder die Betäubung durch einen elektrischen Stromstoß. In sehr großen Schlachthöfen, wo Maschinen oder Dosierungen standardisiert sind, kann es passieren, dass Tiere nicht ausreichend betäubt werden.

Die betäubten Tiere werden an einer Hochbahn oder in einen Schlachttrichter gehängt. Hier findet das „Stechen“ statt. So wird der Entblutungsschnitt genannt. Das Blut wird anschließend aufgefangen.

Als nächstes werden die Füße, die Haut, die Haare und die Federn abgetrennt und die Eingeweide entnommen. Das Schlachtgewicht wird festgestellt und amtliches tierärztliches Fachpersonal oder Fleischkontrolleur*innen führen die Fleischbeschau durch. Diese dient dem Schutz der Verbraucher*innen und hat zum Ziel, das Fleisch auzusortieren, welches – beispielsweise aufgrund von vorhandenen Krankheitserregern oder chemischen Kontaminanten – für den menschlichen Verzehr ungeeignet ist. Im Anschluss bekommt es den amtlichen Fleischuntersuchungsstempel. Zuletzt werden die Schlachtkörper gereinigt, zerlegt und bis zur Weiterverarbeitung gekühlt.

Diese Arbeitsschritte fallen auf jedem Schlachtbetrieb an, unabhängig von seiner Größe. Wenn ein Betrieb auch Tiere schlachtet, die nach biologischen Richtlinien aufgezogen wurden, dann muss er bio-zertifiziert sein. Die Bio-Produktion muss von der konventionellen getrennt verlaufen. Der Schlachtvorgang bleibt der gleiche.

Ausnahmen beim Schlachtvorgang gibt es bei religiös begründeten Schlachtungen, wie z. B. beim Schächten. Dafür ist eine Sondergenehmigung notwendig.

Gibt es auch Alternativen?

Mittlerweile gibt es mit teilmobiler Hof- und Weideschlachtung (z.B. dem Weideschuss oder dem Schlachtmobil) auch Schlachtpraktiken, die als tiergerechter angesehen werden. Lebendtransporte werden vermieden und der Stress für die Tiere reduziert. Die weiteren Schlachtschritte (Enthäuten, Ausnehmen, Zerteilen, Kühlen) finden weiterhin meist auf einem stationären Betrieb statt.

Diese Hof- und Weidetötung ist unter strengen und 2021 neu aufgesetzten Regularien der EU in Deutschland grundsätzlich erlaubt. Seit 2020 wird sie offiziell durch den Bundesrat unterstützt.

In der Praxis wird die Tötung am Lebensort jedoch aufgrund vieler Regularien und Hygienevorschriften eher selten durchgeführt. Einen Engpass stellen dabei die stark unterbesetzten Veterinärbehörden dar. Denn die Voraussetzung für Hof- und Weideschlachtung ist eine Genehmigung durch die zuständige Veterinärbehörde und ein vorschriftsmäßiger Entblute- und Transporttrailer sowie die Anwesenheit von amtlichem tierärztlichem Fachpersonal bei der Tötung.