©Stefan Abtmeyer

Fleisch essen ist für viele ein emotionales Thema. Während die einen das Lebewesen hinter ihrem Fleischerzeugnis auf dem Teller sehen und schätzen, das artgerecht aufgezogen, gefüttert und versorgt werden soll, bevor es für den Verzehr getötet wird, haben andere den Bezug zum Tier und dessen Lebensräumen verloren. Das führt zu teils gegensätzlichen, wenn nicht gar polarisierten Sichtweisen und Genussverhalten.

Für viele bewusste Verbraucher*innen wird Fleisch, einst ein Symbol für Wohlstand, zum Inbegriff für Umweltsünde. Wenn du dich fragst, wie sich deine Kaufentscheidungen rund um Erzeugnisse aus Fleisch auswirken, geben wir dir hier Orientierung.

braune Kuh (c) Envato

Welche Tiere essen wir?

Wenn wir von Fleisch sprechen, dann meinen wir an dieser Stelle Fleisch als Lebensmittel. Damit sind neben dem Muskelgewebe bestimmter Säugetiere und Vögel auch das Fettgewebe, die Organe (wie Leber, Niere, Herz oder Lunge), die Schwarte und das Blut gemeint. Außerdem betrachten wir Fleisch- und Wurstwaren sowie Fleischersatzprodukte.

In Deutschland wird vor allem das Fleisch folgender Tiere verzehrt:

Schwein

Buntes Bentheimer Schwein (c) Stefan Abtmeyer
  • (Span-)Ferkel: Jungtier bis 25 kg Schlachtgewicht (ca. 6 Wochen alt)
  • Läufer: 25-50 kg (bis 8 Wochen alt)
  • Sau: Weibliches Schwein
  • Eber: Männliches Schwein, wird zum Verzehr meist kastriert
Diepholzer Gans (c) Wolbert Schnieders-Kokenge
  • Huhn: sowohl weibliche als auch männliche Jungtiere von Fleischrassen Suppenhuhn: Althühner aus Legerassen
  • Pute: weibliches Truthuhn; Truthahn: männlicher Puter
  • Enten, Gänse, Wachteln: sowohl weibliche als auch männliche Jungtiere von Fleischrassen
Rind

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  • Rind: Oberbegriff für männliche & weibliche Tiere
  • Kalb: Bis 8 Monate
  • Jungrind: 8-12 Monate
  • Bulle: Geschlechtsreifes, männliches Rind
  • Ochse: Kastriertes, männliches Rind
  • Färse: Geschlechtsreifes weibliches Rind, vor dem ersten Kalben
  • Kuh: Weibliches Rind nach dem ersten Kalben
Schaf

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  • Milchlamm: Noch gesäugtes Lamm (2-6 Monate)
  • Lamm: bis 1 Jahr alt
  • Schaf: älter als 1 Jahr
  • Hammel: 1-2 -jähriges kastriertes, männliches Tier
  • Widder/Bock: Über 1-jähriges unkastriertes, männliches Tier
Ziege

Ziege2_(c)Slow_food_archive

  • Zicklein/Ziegenlamm/Ziegenkitz: im Alter zwischen 6 Wochen – 12 Monaten
  • Ziegen/Geißen: Weibliches, ausgewachsenes Tier ab 12 Monate
  • Ziegenbock/Geißbock: Männliches ausgewachsenes Tier ab 12 Monate
Haarwild

 

Gruppe von Wildschweinen

  • Hirsch, Reh, Damwild
  • Wildschwein
  • Hase, Wildkaninchen
Federwild

 

Rebhuhn mit roten Beinen

  • Fasan
  • Rebhuhn
  • Wildente
  • Wildtaube
Gans (c) Envato

Kulturhistorie

fressende Kuh (c) Envato

Menschen leben seit Jahrtausenden mit Tieren zusammen. Sie pflegen, füttern und ziehen sie auf, nutzen sie als Arbeitstiere, als Haustiere und für die eigene Ernährung. Die Nutzung von Tieren ist ein menschheitsgeschichtliches Überlebensprinzip, denn Tiere wie Rinder, Schweine, Hühner oder kleine Wiederkäuer liefern energiereiches und einfach verwertbares Eiweiß in Form von Fleisch, Milch und Eiern. Geschichtlich gesehen war die Möglichkeit, diese Produkte vielfältig zu verarbeiten und durch Konservierungstechniken haltbar zu machen, überlebenswichtig. Gerade im Winter, wenn weniger pflanzliche Lebensmittel zur Verfügung standen, musste auf Fleisch zurückgegriffen werden.

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Je nach klimatischen Bedingungen, Region und Religion haben sich unterschiedliche Nutztierrassen in der Welt verbreitet. Während Nomad*innen mit ihren Viehherden umhergezogen sind, haben Ackerbäuer*innen ihr Vieh hofnah in Ställen gehalten und es auf umliegenden Wiesen grasen lassen. Einheitlich war jedoch bei beinah allen Kulturen, dass die Tiere umfassend eingesetzt wurden. Milch, Eier, Wolle, Fleisch, Innereien, Knochen, Leder, Fell, Federn und Hörner: Alle Bestandteile des Tieres wurden als wertvoll angesehen und verwendet.

Die Tiere hatten auch aus anderen Gründen eine wichtige Bedeutung im Leben der Menschen. Vor allem Rinder konnten als Arbeitstiere eingesetzt werden und verwerteten außerdem Gräser und andere Pflanzen, die der Mensch nicht selbst nutzen konnte. Währenddessen dienten Schweine und Hühner als Resteverwerter. Der anfallende Mist aller Tiere wurde als Dünger für die Felder genutzt.

Der regelmäßige Konsum von Fleisch war im Mittelalter dem Adel vorbehalten. Bäuer*innen und andere Angehörige unterer gesellschaftlicher Schichten konnten sich kein Fleisch leisten. Erst im Zuge der Industrialisierung stieg der Konsum auch in anderen Gesellschaftsschichten stark an. Die Fleischproduktion wurde zunehmend an arbeitsteilige Betriebe ausgelagert und die produzierten Mengen gesteigert. Spezialisierte Akteur*innen kümmerten sich unter Zuhilfenahme neuer technologischer Möglichkeiten um die Zucht, die Mast, die Verarbeitung oder die Schlachtung. Es war nicht mehr notwendig, dass alle Verarbeitungsschritte an einem Ort stattfanden.

Zudem bot die Eisenbahn neue Möglichkeiten für den Transport. Mit der allgemeinen Wohlstandssteigerung etablierte sich die Annahme, dass Fleisch für körperlich hart arbeitende Menschen notwendig sei, um ausreichend Leistung zu erbringen.

In den 1950ern wurde Fleisch für alle Gesellschaftsschichten erschwinglich und damit zum Massenphänomen. In Deutschland wandelte sich der Konsum vom kostspieligen Sonntagsbraten zum alltäglichen Verzehr von Fleisch und Wurstwaren. Es galt die Auffassung, eine „richtige“ Mahlzeit müsse Fleisch enthalten.

In den letzten Jahrzehnten änderten sich die Qualitätsansprüche und die bevorzugten Tiere stetig – mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Zuchtziele (zum Beispiel hohe Leistung oder Krankheitsresistenz). Während in den 1970ern gerne mageres Schweinefleisch gegessen wurde, besteht inzwischen eine besondere Vorliebe für fettere Edelteile. Der Konsum von Geflügelfleisch ist verhältnismäßig am stärksten gestiegen. Parallel dazu gibt es ein zunehmendes Bewusstsein für einen deutlich reduzierten Fleischkonsum bis hin zur vegetarischen oder rein pflanzlichen Ernährung.

Weiterhin aber ist der durchschnittliche Fleischkonsum der Gesamtbevölkerung in Deutschland viel zu hoch, um ihn auf eine Weise zu stillen, die im Einklang mit dem Tier- und Umweltschutz steht.

Aktuelle Situation

Fleisch wird weltweit in sehr unterschiedlichen Mengen konsumiert. Während es in vielen Industriestaaten durch Massentierhaltung und staatliche Subventionen ein für die breite Masse erschwingliches Lebensmittel ist, bleibt Fleisch in weiten Teilen der Welt ein Luxusprodukt. Neben dem Preis spielen auch sozio-ökonomische Faktoren wie Tradition, Esskultur und sozialer Status eine Rolle für die persönliche Verzehrmenge. Hierzulande kommen die vermeintlich günstigen Kosten von Fleisch zustande, weil weder die ökologischen und sozialen Folgen noch das Vergehen am Tierschutz eingepreist sind.

Asien weist bei Schweinen, Hühnern und Schafen den größten Anteil an den Weltbeständen auf. Bei den Rinderbeständen ist Amerika führend. Die Bestandszahlen von Hühnern wachsen weltweit rasant. Seit dem Jahr 2000 konnte ein Anstieg von über 80 % verzeichnet werden.

Pro-Kopf-Verzehr nach Tierart in kg (2022)

  • Schweinefleisch
  • Rindfleisch
  • Geflügelfleisch
  • Schaf- und Ziegenfleisch, Innereien und anderes Fleisch

2022 lag der geschätzte Fleischverzehr laut vorläufiger Werte in Deutschland bei 52 kg pro Kopf. Obwohl das schon viel erscheint, ist diese Menge im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig (BLE, 2023).

In Deutschland wurden 2020 rund 8,5 Mio. Tonnen Fleisch geschlachtet. Als Schlachtgewicht wird die reine Fleischmenge ohne Knochen, Häute, Därme und ähnliches bezeichnet. Die Fleischindustrie arbeitet global. Das zeigt sich darin, dass davon rund 4 Mio. Tonnen Fleisch aus Deutschland exportiert, jedoch zusätzlich rund 2,57 Mio. Tonnen importiert wurden. Bei den Lebendtiertransporten übersteigt die Einfuhrmenge die Ausfuhr. Diese Tiere werden in Deutschland geschlachtet, zerlegt und oft wieder exportiert.

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Rechnerisch wäre es nicht notwendig, Fleisch nach Deutschland zu importieren. Denn es wird mehr Fleisch in Deutschland produziert, als im Land verbraucht. Der Selbstversorgungsgrad, das Verhältnis von Bruttoeigenerzeugung zum Verbrauch, beträgt 116 %. Er ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozentpunkte gefallen. (BLE, 2023)

Innerhalb Deutschlands schwankt dieser Wert erheblich, da sich die Fleischerzeugung, bedingt durch den Strukturwandel, auf wenige Zentren konzentriert. Die Menge an produziertem Schweinefleisch übersteigt den Inlandsverbrauch. Aufgrund der industriellen Massenproduktion in Deutschland können Tiere im EU-Vergleich sehr kostengünstig geschlachtet werden. So wird auch gezielt für den Export produziert – zum Leidwesen von Tieren und Arbeiter*innen, sowie der Erzeuger*innen im globalen Süden, welche dem Kostendruck der globalen Märkte ausgeliefert sind.

 

1,5 Mrd.

Rinder

980 Mio.

Schweine

26.8 Mrd.

Hühner

1,2 Mrd.

Schafe

TIERBESTÄNDE WELTWEIT (FAO, 2020)

Wertschöpfung und Strukturwandel

Zwischen der Tierzucht und dem Moment, in dem ein Schnitzel in deiner Pfanne landet, liegen viele Arbeitsschritte. In den modernen Betrieben der industrialisierten Tierhaltung herrscht eine arbeitsteilige Spezialisierung. Vergleichbar mit anderen Fabriken, gibt es für jeden Schritt der Wertschöpfungskette eigene Betriebe, die einzelne Aufgaben gezielt übernehmen und beispielsweise ausschließlich züchten oder schlachten.

Die klassische Wertschöpfungskette in der Fleischindustrie besteht aus den folgenden Stufen: Zucht, Aufzucht, Mast, Schlachtung, Zerlegung, Handel.

Je nach Tierart unterscheiden sich die Schritte in den Betriebsstrukturen oder werden zunehmend miteinander verknüpft. Gerade bei Schwein und Geflügel ist dieser Trend zur Verzahnung zu beobachten.

Besonders umsatzstark und gleichzeitig hoch konzentriert ist der Bereich der Schlachtung und Verarbeitung. In Deutschland liegt der Marktanteil der vier größten Schlachtunternehmen bei rund 58%.

Die 5 größten Unternehmen der Deutschen Fleischwirtschaft

Baum (c) Envato

Umweltauswirkungen und flächengebundene Tierhaltung

Fleisch wird oft günstig verkauft, dabei liegen die „wahren“ Kosten erheblich über den heutigen Marktpreisen. Viele ökologische, soziale und tierschutzbetreffende Aspekte werden bei der Preisgestaltung außenvor gelassen. Würde man die Kosten für verursachte Treibhausgasausstöße, Umweltfolgen von Stickstoff, Klimagasen und der Energieerzeugung miteinberechnen, dann müssten die Preise für konventionell produzierte Fleischprodukte mehr als 2,5-mal höher sein (Uni Augsburg, 2019).

Die Problematik der industriellen Tierhaltung
  • Eiweißhaltige Futtermittel (z. B. Sojabohnen) werden häufig in südamerikanischen Monokulturen unter hohem Pestizideinsatz hergestellt und importiert. Das trägt u.a. zu weltweiten Treibhausgasemissionen und damit zum Klimawandel bei.
  • Der Anbau von Futterpflanzen für intensive Haltungsformen besteht aus einem Gemisch aus Getreiden, Hülsenfrüchten und Industrieprodukten und belegt wertvolle Ackerflächen. Es besteht somit eine direkte Nahrungskonkurrenz zum Menschen.
  • Die Kalorien, die durch die Verfütterung dieser Pflanzen an Tiere in der industriellen Tierhaltung verloren gehen, sind enorm und eine große Verschwendung von Ressourcen.
  • Große Mengen an Fäkalien verschmutzen Wasser, Böden und Luft mit überschüssigen Nährstoffen und Pestizidrückständen.
  • Die Massentierhaltung begünstigt die Verbreitung von Seuchen und Krankheiten wie BSE und Vogelgrippe. Viren können sich in den großen Tierbeständen schnell ausbreiten und mutieren.

Eine flächengebundene Tierhaltung löst viele dieser Probleme. Denn die Bestandszahl orientiert sich an der Futtermenge, die auf betriebseigenen Böden erzeugt werden kann. Die Maßstäbe sind somit andere, denn das Ziel ist die Erhaltung der Stoffkreisläufe und nicht die Maximierung der Produktion.

Die Vorteile flächengebundener Haltung
  • Die nachhaltige Nutzung von Grünland. Diese Flächen können nicht für den landwirtschaftlichen Anbau von Gemüse oder Getreide verwendet werden. Sie bieten als Weideland ein großes Potenzial zur Speicherung von CO2. Außerdem wird die Bodenfruchtbarkeit durch die Tierhaltung erhöht.
  • Die Förderung von Artenvielfalt. Durch Dunghaufen entstehen beispielsweise Biotope.
  • Die Verwertung von Resten und Abfällen aus der landwirtschaftlichen Produktion (z.B. Rübenschnitzel, Rapskuchen, Kleie) und die Produktion von natürlichem Dünger.
  • Die Schonung vom Klima und von Ressourcen durch kürzere Transportwege der Futtermittel und weniger Tiertransporte.

Ansätze einer flächengebundenen Landwirtschaft lassen sich bei vielen ökologisch wirtschaftenden Betrieben finden und sind daher relevant, wenn es darum geht, eine zukunftsfähige Landwirtschaft unter Einbindung von Nutztieren zu etablieren.

Das Slow-Food-Projekt „Weide und Grünland unter Bedingungen des Klimawandels – Umweltgerechte und nachhaltige Fleischerzeugung am Beispiel Rind“ zeigt diese Aspekte deutlich auf.

Heiß diskutiert

Ein „Weiter so“ in der Tierhaltung ist nach den Slow-Food-Grundsätzen keine Option. Das hat auch die Politik erkannt und beginnt – wenn auch zögerlich – zu handeln. Für einen nachhaltigen Wandel braucht es ein breites Bündnis entlang der gesamten Wertschöpfungskette, in dem sich alle Akteur*innen von Landwirt*innen bis Verbraucher*innen gemeinsam für zukunftsfähige Lösungen einsetzen.

  • Die Hochleistungszucht befindet sich in einer Sackgasse.
  • Durch den Futtermittelanbau, anstelle der Produktion von Pflanzen für den direkten menschlichen Konsum, entstehen Kalorienverluste.
  • Die Tiertransporte sind zu lang und legen teils weite Strecken über EU-Außengrenzen hinweg zurück.
  • Futtermittelimporte aus Übersee schaden dem Klima und zerstören Ökosysteme und Lebensräume für Mensch und Tier in den Anbaugebieten.
  • Mit den aktuell hohen Nutztierbeständen sind die Klimaziele nicht einzuhalten.
  • In den Schlachthöfen großer Fleischunternehmen herrschen katastrophale Arbeitsbedingungen.
  • Landwirt*innen mangelt es an finanzieller Unterstützung und Planungssicherheit beim Stallumbau.
Lagerhaus (c) Envato

Züchtung, Rassen, Geschlecht

Braunvieh (c) Susanne Moelle

Seit jeher werden Nutztiere durch Zucht weiterentwickelt und bestimmte erwünschte Merkmale verstärkt. Als Zuchtziel werden Eigenschaften benannt, die aus wirtschaftlichen und/oder ethischen Gründen verbessert oder verändert werden sollen. Hierunter fällt insbesondere die Leistungsfähigkeit von Nutztieren, aber auch ihre Robustheit und allgemeine Tiergesundheit. Die Zuchtziele wurden in der Vergangenheit verstärkt auf die Haltungsbedingungen in standardisierten industriellen Stallanlagen zugeschnitten. Deswegen haben die heutigen Nutztiere in Bezug auf ihr Äußeres und ihre Leistung nur noch wenig mit den einst domestizierten Tieren zu tun. So züchteten wir Kühe, die im Jahr 8 500 Liter Milch geben, Schweine, die in 180 Tagen ihr Mastgewicht erreichen und Hühner, die mit nur 35 Tagen geschlachtet werden.

Heute ist es meist erwünscht, dass die Tiere Fleisch, Milch oder Eier in großer Menge produzieren und gleichzeitig möglichst futtereffizient sind. Das heißt, dass sie in kurzer Zeit viel Energie aus dem Futter ziehen. Mit dem kleinstmöglichen Input, sollen sie den größtmöglichen Output an Milch oder Fleisch erzeugen. Außerdem sollen sie krankheitsresistent sein, damit sie bis zum Erreichen des Schlachtdatums überlebensfähig sind. Zusätzlich gibt es Bestrebungen, dass die Tiere immer unabhängiger von Jahreszeiten und Witterung werden. Stattdessen soll ihr Leben auf die Produktionszyklen abgestimmt sein. Zuchtziele sind somit eine gleichmäßige Fruchtbarkeit und möglichst geringe Schwankungen in der Gewichtszunahme.

Welche Folgen hat diese Art von Zucht?
  • Die Entstehung eines genetischen Flaschenhalses. Um die Zuchtziele möglichst effizient zu erreichen, ist die künstliche Besamung in der Tierzucht der Normalfall. Das Sperma weniger Vatertiere wird dafür über weite Strecken gehandelt. Oft stammen deswegen große Gruppen vom gleichen Tier ab. Diese enge genetische Variabilität vermindert die biologische Vielfalt und die Anpassungsfähigkeit an äußere Bedingungen.
  • Gesundheitliche Probleme. Die Konzentration auf extrem einseitige Leistungen führt zu gesundheitlichen Problemen bei Hochleistungsrassen. Masthähnchen leiden aufgrund ihres hohen Gewichts häufig an Brustbeinschäden. Mastschweinen und Mastgeflügel wird das Sättigungsgefühl weggezüchtet, während ihnen gleichzeitig ein ständiges Überangebot an Nahrung zur Verfügung steht. Das führt dazu, dass die Tiere ihr ohnehin schon kurzes Leben nicht ohne Medikamentengaben überstehen. Um den Aufwand zu minimieren, wird häufig der gesamte Bestand – zum Teil präventiv – medikamentös behandelt. Häufige Antibiotika-Gaben können zur Entwicklung resistenter Keime führen. Durch den Verzehr tierischer Lebensmittel gelangen diese auch in den menschlichen Organismus und gefährden so die Wirksamkeit der für Menschen wichtigen Antibiotika.
  • Schwierigkeiten bei der Aufzucht. Bei den Hochleistungstieren gibt es häufig Schwierigkeiten bei der Aufzucht. Schweine haben oft größere Würfe als Zitzen zur Verfügung. Die Sauen können ihre eigenen Jungen nicht versorgen. Teils ist das Geburtsgewicht der Ferkel außerdem zu gering, um überleben zu können. Daher sterben die Ferkel nach einigen Tagen oder werden getötet.
    Bei Rindern besteht aufgrund zu enger Geburtswege oft die Notwendigkeit zum Kaiserschnitt. Das kommt vor allem bei Weiß-Blauen Belgiern vor, die als Fleischrinder in Richtung einer verstärkten Muskelentwicklung gezüchtet wurden.
  • Einseitige Wertschöpfung. Wenn die Tiere durch ihre Züchtung ganz klar auf ein Produkt ausgerichtet sind, besteht das Problem, dass die anderen Erzeugnisse von minderer Qualität sind und nur eine geringe Wertschöpfung erzielen können. Als Beispiel: Eine Kuh, die für die Milchproduktion gezüchtet wurde, setzt nur wenig Fleisch an. Es ist nicht geeignet, um mit dem Fleischverkauf eine nennenswerte Einnahme zu erzielen.
  • Das überflüssige Geschlecht. Für die reine Fleischproduktion ist das Geschlecht der Masttiere zweitrangig, doch insbesondere bei der Milch- und Eierproduktion wird das männliche Geschlecht ökonomisch wertlos. Diese Tiere können nicht das gewünschte Produkt erzeugen und setzen gleichzeitig kaum zufriedenstellende Fleischmengen, in der wirtschaftlich rentablen Zeit, an. Männliche Kälber von Milchkühen werden daher oft vernachlässigt und über sehr weite Strecken zur Mast ins Ausland transportiert. Auch Hähne sind oft unerwünscht. Die männlichen Küken von Legehennen werden kurz vor dem Schlüpfen im Ei getötet.
Welche Alternativen gibt es?

Hochleistungsrassen stehen traditionelle Zwei- und Mehrnutzungsrassen gegenüber. Sie sind nicht auf die Herstellung eines bestimmten Erzeugnisses spezialisiert und bilden eine essenzielle Basis für eine nachhaltige Tierzucht.

Zwei- oder Mehrnutzungsrassen können deutlich älter werden und sind widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Umweltfaktoren. Sie können mit wechselnder Witterung und verschiedenen Standortbedingungen gut umgehen. Gleichzeitig wachsen sie langsamer und produzieren im Vergleich weniger Fleisch, Eier oder Milch.

Neben den Haltungsbedingungen hat die Tierzucht große Auswirkungen auf die allgemeine Tiergesundheit, das Ausleben artgemäßen Sozialverhaltens sowie die Verwertbarkeit regionaler Futtermittel und natürlich auf die Qualität der Produkte. Auch gesunde Kreuzzüchtungen sind ein wichtiger Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Zucht. Sie sind, ähnlich wie Zweinutzungsrassen, nicht nur auf die Maximalproduktion ausgerichtet.

Kennst du die schon?

Das Projekt „Arche des Geschmacks“ der Slow Food Stiftung für Biodiversität schützt weltweit regional bedeutsame Lebensmittel, Nutztierarten, Kulturpflanzen sowie traditionelle Zubereitungsarten vor dem Vergessen und Verschwinden. Auch Tiere sind der Teil der Arche!

Vom Stall bis in den Schlachthof

FÜTTERUNG

FÜTTERUNG

Transport

Transport

Schlachtung

Schlachtung

Inhaltsstoffe

Grillwurst (c) Envato

Die wichtigsten Inhaltsstoffe von Fleisch sind die Mineralstoffe Eisen und Zink, große Mengen Eiweiß (vor allem im Muskelfleisch) und viele B-Vitamine (B1, B6, B12). Der Fettanteil liegt je nach Tierart und Teilstück zwischen 1 bis 30%.

Insbesondere in rotem Fleisch befindet sich viel Cholesterol und viele ungesättigte Fettsäuren. Bei übermäßigem Verzehr können diese das Risiko für Dickdarmkrebs und Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen. Die enthaltenen Purine können Gicht auslösen.

Wenn es um die Gesundheitsgefahren von Fleischkonsum geht, dann wird häufig über Antibiotika-Rückstände berichtet. Diese lagern sich nach der Behandlung im Gewebe der Tiere ab und können potenziell gesundheitsschädlich sein. Wenn gesetzliche Rückstandshöchstmengen nicht überschritten werden und die vorgeschriebenen Wartezeiten zwischen Arzneimittelbehandlung und Schlachttermin eingehalten werden, ist das Risiko für Fleischkonsument*innen aber gering. Dennoch besteht die Gefahr von Antibiotikaresistenz. Außerdem können bei Kontakt mit resistenten Keimen schwierig behandelbare Infektionen entstehen, weil die üblichen Medikamente keine Wirkung mehr zeigen. Solche Antibiotika-Rückstände und multiresistente Keime können auch über kontaminiertes Trinkwasser oder Gülle übertragen werden. Es ist somit möglich, dass sie auch in anderen, nicht tierischen, Lebensmitteln landen.
Gesundheitsgefährdende Pestizid-Rückstände reichern sich überwiegend durch die Nahrungskette, also durch die Aufnahme belasteter Futtermittel oder durch Tränkewasser in Lebensmitteln tierischer Herkunft an.

Insgesamt sollte bei verarbeiteten Fleischwaren dringend auf Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker und einen hohen Salzgehalt geachtet werden. Gepökelte Fleischwaren sollten nicht zu stark erhitzt werden, da dann krebserregende Nitrosamine entstehen.

Was ist die Kontroverse bezüglich des Vitamins B12?

Einige Tierarten (z.B. Wiederkäuer oder Kaninchen) können es über Mikroorganismen im Darm oder Pansen selbst synthetisieren und im restlichen Körper speichern. Andere Tiere haben diese Fähigkeit nicht. Sie decken ihren Vitamin B12-Bedarf über die Einnahme tierischer Nahrung.
Daher werden Schweine und Geflügel in der Regel mit B12 zugefüttert. Doch in Deutschland dürfen nur wenige tierische Produkte verfüttert werden, weshalb das normale Futtermittelspektrum, das eigentlich auch tierische Bestandteile enthalten würde, ärmer an B12 ist. Es wird auf chemisch synthetisiertes B12 zurückgegriffen.
Menschen können B12 ebenfalls nicht selbst synthetisieren und sind auf andere Quellen, wie tierische Lebensmittel, Algen oder künstliche Präparate angewiesen.

Wie viel Fleisch ist gesund?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt aus gesundheitlichen Gründen eine Halbierung des aktuellen Fleischkonsums. Das bedeutet, je nach Kalorienbedarf, sollten pro Person höchstens 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche verzehrt werden. Einen ganzheitlichen Ansatz, der die Gesundheit von Menschen und Planet ins Visier nimmt, verfolgt die Planetary Health Diet: Laut der Forschungsgruppe ist eine massive Reduktion des Konsums tierischer Produkte, auf etwa ein Viertel des heutigen Niveaus in Deutschland, nötig.



Einkaufstipps

Kauf weniger, aber dafür gutes, sauberes und faires Fleisch.

Mit einem reduzierten Konsum, aus den richtigen Quellen, kannst du Veränderungen anschieben.

Halte Ausschau nach Alternativen.

Auch Gemüse und Hülsenfrüchte sind gute Eiweißlieferanten, die Fleisch geschmacklich in nichts nachstehen.

Möglichst viel vom Tier verwerten.

Erkunde „vergessene Teile“ und Innereien und bereite daraus köstliche Gerichte zu.

Mit Tradition Geld sparen.

Probiere doch mal traditionelle Rezepte aus, um auch die weniger edlen Fleischstücke zu verwenden.

Zweinutzungsrassen fördern.

Neue und andere Fleischkonsistenzen sind manchmal ungewohnt, aber es lohnt sich, sie auszuprobieren.

Probier’s mal Wild.

Wildfleisch aus dem Umland ist meist lokal verfügbar und kann vielfältig zubereitet werden.

Qualität

Um dem ganzheitlichen Ansatz von Slow Food gerecht zu werden, wird Fleischqualität aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und bewertet. Produktqualität benennt die Ideale guter und sauberer Zutaten. Prozessqualität bildet die Anforderungen an handwerkliche und landwirtschaftliche Kompetenz ab, Strukturqualität meint die Vorstellung von Slow Food Deutschland an Transparenz und Fairness.

Tierhaltung unterliegt einer besonderen Verantwortung. Deswegen müssen Tierschutzaspekte oberste Priorität haben. Das Tier und dessen Bedürfnisse sollten im Mittelpunkt stehen, eine artgerechte Haltung gewährleistet werden.  Dieser Ansatz ermöglicht eine extensive, nachhaltige und zukunftsfähige Erzeugung von hochqualitativem Fleisch, die natürliche Stoffkreisläufe respektiert und in möglichst geschlossenen Betriebskreisläufen arbeitet.

Um langfristig gutes Fleisch zu produzieren, muss es aus guten Strukturen stammen. Wichtig dafür sind eine transparente Kommunikation und Arbeitsweise der Landwirt*innen, eine faire Preisgestaltung, eine langfristige Mitarbeiter*innenbindung und -qualifizierung, ebenso wie die Nähe zu Lieferant*innen und Kund*innen.

Zahlreiche Faktoren haben Auswirkungen auf die Qualität von Fleisch. Beispielsweise die Rasse, das Alter, das Geschlecht, die Haltung, die Fütterung, der Ernährungszustand der Tiere und die Schlachtung:

  • Je älter das Tier, desto größer ist es. Der Geschmack vom Fleisch älterer Tiere ist kräftiger.
  • Der Fettanteil bezeichnet das Verhältnis von Muskel- zu Fettgewebe und hat großen Einfluss auf die sensorischen Eigenschaften.
  • Die „Marmorierung“, also die Verteilung des Fetts innerhalb des Muskelgewebes (intramuskuläres Fett), dient insbesondere bei Rindfleisch als Qualitätsindikator.
  • Ab der Geschlechtsreife prägen sich geschmackliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Tieren aus. Generell gilt: Männliche Tiere sind größer, magerer und zäher. Weibliche Tiere sind kleiner, haben mehr intramuskuläres Fett und das Fleisch ist zarter.
  • Die Reife des Fleisches entscheidet über die Qualität.
Qualitätsmängel der Fleischproduktion

PSE (Pale, Soft, Exudative also blass, weich, wässrig):

PSE bezeichnet ein häufiges Problem der industriellen Schweinefleisch-produktion. Es entsteht bei hochgezüchteten Rassen und Stress vor der Schlachtung. Die Produktion von Milchsäure säuert das Muskelgewebe, der pH-Wert sinkt ab und beginnt das Muskelprotein zu denaturieren. Beim Kurzbraten in der Pfanne verliert das Fleisch viel Flüssigkeit und wird trocken und zäh.

DFD (Dark, Firm, Dry also dunkel, fest, trocken):

DFD tritt als Problem bei der industriellen Rindfleischerzeugung auf. Es wird durch Stress während der Haltung, beim Transport oder bei der Schlachtung hervorgerufen. Die Stoffe Adenosintriphosphat und Gycogen werden ausgeschüttet und in der Leber abgebaut. Nach der Schlachtung reift dieses Fleisch nicht gut und bindet zu viel Wasser. Beim Kochen tritt das Wasser wieder aus und das Fleisch wird trocken.

Frische, Verarbeitung und Reifung

Nach der Schlachtung beginnen im toten Tierkörper umgehend biochemische Prozesse. Es macht daher einen großen Unterschied, ob das Fleisch nach der Schlachtung direkt gekühlt wird oder ob es noch schlachtwarm zerlegt und verarbeitet wird. Die biochemische Zusammensetzung des Fleisches beginnt direkt mit der Schlachtung, nach etwa zwei Stunden beginnt der Abbau von ATP und Glycogen. Beide Stoffe haben positive Eigenschaften für eine qualitativ hochwertige Wurstverarbeitung und erhalten das fleischeigene natürliche Phosphat, was die Zugabe von Zusatzstoffen erspart.

Die Warmfleischverarbeitung ist eine traditionelle Methode aus der Zeit der Hausschlachtungen. Hier ist weniger die Temperatur als die schnelle Verarbeitung wichtig. Weil in immer weniger Fleischereien selbst geschlachtet wird, findet heute praktizierte Warmfleischverarbeitung fast ausschließlich in handwerklich arbeiteten, regionalen Betrieben statt.

Nach der Zerlegung werden die Teilstücke des Fleischs gezielt gereift. Diese ist ein wichtiger Veredelungsprozess, der neben Fleischqualität, Schnittformen und Zubereitung das finale Ergebnis auf dem Teller maßgeblich beeinflusst.

Wie lange das Fleisch reifen muss, ist von Tierart zu Tierart unterschiedlich. In dieser Übersicht findest du optimale Reifezeiten:

Schwein

Tage für Reifung benötigt: 2

Geflügel

Tage für Reifung benötigt: 2 – 5

Kalb

Tage für Reifung benötigt: 2 – 3

Lamm

Tage für Reifung benötigt: 2 – 4

Rind

Tage für Reifung benötigt:

Kochfleisch: 4 – 6

Bratenfleisch: 10 – 14

Rücken/ Kurzbratstücke: 21 – 42

Wild

Tage für Reifung benötigt: 7 – 14

Nass-/ Vakuum-/ Folienreife

einvakuumiertes Fleisch (c) Envato

Bei der Nass-/Vakuum-/ oder Folienreife werden teilzerlegte oder küchenfertige Stücke in Plastikbeuteln vakuumiert. Durch den Sauerstoffentzug reift das Fleisch von innen nach außen. Es trocknet nicht aus, verliert somit kein Gewicht und die Fleischfarbe bleibt erhalten. Zudem ist bei dieser Methode eine Kontamination unwahrscheinlich.

Für kleine Betriebe mit geringen Schlachtmengen ist die Folienreife häufig die einzig praktikable Methode. Die Plastikbeutel stellen jedoch eine Umweltbelastung dar. Außerdem kann bei zu langer Reifung im Plastikbeutel (z. B. bei Schiffstransporten aus Argentinien) ein säuerlicher, teils unangenehmer Geschmack entstehen.

Trockenreife/ Abhängen

getrocknetes Fleisch (c) Envato

Das „Abhängen“ also die Trockenreife ist die traditionelle Form der Rindfleischreifung. Hier werden Fleischzuschnitte bei + 2 °C und etwa 85 % Luftfeuchtigkeit für wenige Tage an der Luft trockengereift.

Dry Aged Beef ist eine „extreme“ Form der Trockenreifung. Hierbei hängt das Fleisch am Knochen bei etwa + 2-5 °C, einer Luftfeuchtigkeit von 60-90 % und beständigem Luftaustausch über vier bis acht Wochen ab. Es verliert dabei bis zu einem Drittel seines Gewichts und ist daher 20-30 % teurer als nassgereifte Ware. Bei dieser Form der Reifung trocknet die äußere Schicht des Fleisches aus und muss abgeschnitten werden, was zu hoher Lebensmittelverschwendung führt. Trockenreifung vermeidet die säuerlich-metallische Note von in Vakuumbeuteln gereiftem Fleisch. Es gibt allerdings keine gesetzlichen Richtlinien dafür, was als „Dry Aged“ bezeichnet werden darf.

Zerlegung

Metzger (c) Envato

In handwerklich arbeitenden Betrieben mit niedriger Spezialisierung zerlegen ausgebildete Metzger*innen fachgerecht komplette Tiere. Kleinere Betriebe verkaufen manchmal ganze Tiere oder Hälften im Hofladen oder über andere direkte Vertriebswege.

Im Gegensatz dazu erledigen Arbeiter*innen in der hochspezialisierten Fleischindustrie meist in Fließbandarbeit einen isolierten Arbeitsschritt bzw. Schnitt. Statt ganzer Tiere bietet die Industrie zunehmend küchen- und pfannenfertige Gerichte und andere Convenience-Produkte an.

Die Schnittmuster unterscheiden sich je nach Tierart.

Küchenpraxis

Fleisch am Haken (c) Ingo Hilger

Ein Rind besteht nicht nur aus Filets und Steaks, ein Huhn nicht nur aus Brust und Keule. Ob kurzgebraten, lange geschmort oder im Sud gekocht, viele Zubereitungen sind uns heute nicht mehr geläufig. Vor allem Filet und Rückenteile sind nachgefragt. Dabei macht das Filet nur 2 % des Gesamtschlachtgewichts aus! Was passiert mit dem restlichen Fleisch?

Fleischteile, die von Verbraucher*innen weniger nachgefragt werden, verlieren an Wert und werden häufiger weggeworfen. Das trägt zur Lebensmittelverschwendung bei. Durch die Wiederentdeckung traditioneller Rezepte und die Aufwertung von derzeit wenig bekannten Fleischteilen kannst du erlernen, das ganze Tier zu verwerten. Diese sogenannte „Ganztierverwertung“ von der Schnauze bis zum Schwanz, ist häufig unter dem englischen Ausdruck „Nose-to-Tail“ bekannt.

Alternative Fleischteile zu verwerten, bringt sowohl dem Tier als auch dem Erzeuger Respekt entgegen. Wenn wir das Tier schlachten, dann sollten wir all seine Teile verwenden. Aber nicht nur das: Geschmacklich sind z. B. Rippen und Rouladen den sogenannten „Edelteilen“ mindestens ebenbürtig und bringen zudem Geschmacksvielfalt auf den Teller.

Mit dem nötigen Wissen, Neugierde und ein wenig Mut, können daheim auch größere Fleischstücke zerlegt, nach eigenen Wünschen portioniert und bis zur Verwendung eingefroren werden. Daher muss es keinerlei Problem darstellen, wenn du „ab Hof“ nur größere Mengen ordern kannst.

Egal, welche Fleischstücke du zubereiten möchtest: Es empfiehlt sich, das Fleisch immer zeitig aus der Kühlung zu holen, damit es vor der Zubereitung auf Raumtemperatur kommt. Hilfreich bei der Zubereitung größerer Fleischstücke ist ein Fleischthermometer. Die Kerntemperatur und der damit verbundene Gargrad lässt sich damit einfach bestimmen.
Nach der Zubereitung solltest du den meisten Fleischstücken eine Ruhepause von ca. fünf bis zehn Minuten geben. In dieser Zeit verteilen sich die Fleischsäfte gleichmäßig im Inneren und das Fleisch wird zarter. Die Zubereitungsarten von Fleisch sind so vielfältig, wie die verschiedenen Fleischteile.

Lagerung

Im Metzgereigeschäft oder an der Fleischtheke kannst du einfach nachfragen, wie lange du das Fleisch aufbewahren kannst. Auf verpacktem frischem Fleisch ist ein Verbrauchsdatum aufgeführt. Dieses ist – anders als das Mindesthaltbarkeitsdatum – dringend einzuhalten! Besondere Vorsicht ist bei Hackfleisch und Innereien geboten!

Frisches Fleisch solltest du im Kühlschrank bei 4 °C nur wenige Tage lagern.

Gegartes Fleisch ist länger haltbar (drei bis vier Tage), verliert jedoch bei falscher Konservierung schnell seinen Geschmack oder verändert das Aussehen. Nach der Zubereitung solltest du das Fleisch abkühlen lassen und es dann im Kühlschrank in einem luftdichten Behälter lagern.

Das Einfrieren von frischem Fleisch (-18 °C) ermöglicht längere Lagerzeiten: bis zu 12 Monate für Rindfleisch, sechs Monate für Schweinefleisch und drei Monate für Geflügel. Gegarte und gewürzte Fleischgerichte sollten schneller verwertet werden, da sie sich im Laufe der Zeit geschmacklich verändern.

Idealerweise wird Fleisch im Schockfroster gefroren. Dann sind die Wasserkristalle möglichst klein und die Struktur des Fleisches bleibt nahezu unbeschädigt. Einmal aufgetautes Fleisch sollte nicht wieder eingefroren werden, nicht vorrangig aufgrund der Lebensmittelsicherheit, sondern wegen der Auswirkungen auf die Qualität.

Eine Vakuumverpackung eignet sich am besten für vorbereitetes Fleisch, beispielsweise für Wurstwaren oder gegartes Fleisch. Vakuumverpacktes Fleisch nimmt eine dunkle Farbe an, die sich aufhellt, sobald es wieder an der Luft gelagert wird.

Schnittfeste Rohwürste am Stück oder roher Schinken halten sich an einem kühlen, luftigen Ort bis zu einem halben Jahr lang. Streichfähige Rohwürste sind bis zu drei Wochen haltbar. Dauerwurst und rohen Schinken solltest du gut ausgereift kaufen, wenn du sie länger lagern willst, da nur die wenigsten Haushalte gute Reifebedingungen bieten. Angeschnittene Brüh- und Kochwürste, Kochschinken und frische Mettwurst sind auch bei Kühlung nur ein bis drei Tage haltbar, angeräucherte Brüh- und Kochwürste im verschlossenen Darm halten etwa zehn Tage. Manche Rohwürste tragen weißen Edelschimmel auf der Außenhaut, der gesundheitlich unbedenklich ist.

Hackfleisch ist ein schnell verderbliches Lebensmittel. Es ist besondere Hygiene angebracht. Hackfleisch verdirbt schnell, weil sich das Fleisch bei der Zerkleinerung im Fleischwolf erwärmt. Außerdem vergrößert sich bei diesem Vorgang die Oberfläche und somit die Angriffsfläche für Bakterien. Es werden auch Wasser und Nährstoffe freigesetzt.

Am besten kaufst du frisches Hackfleisch direkt in der Metzgerei. Die Verarbeitung und Abgabe von Hackfleisch ist lebensmittelrechtlich genau geregelt. Wenn du zuhause wolfst, solltest du pingelig auf Hygiene achten und alle Geräte gründlich reinigen.
Das Hackfleisch aus dem Selbstbedienungsregal der Supermärkte ist in Plastikschalen unter einer luftdichten Folienverpackung eingeschweißt, bei der die Umgebungsluft durch Schutzgas ersetzt wurde. So kann die Haltbarkeit verlängert werden.

Für lange Zeit waren Innereien fast von den Tellern verschwunden. Mittlerweile werden sie von vielen Gastronomen und Köchinnen wiederentdeckt und gelten als Spezialität. Bei der Zubereitung zu Hause lohnt es sich, bei den Großeltern nach Rezepten zu fragen, denn die inneren Organe der Schlachttiere sind häufig Bestandteil regionaltypischer Rezepte.

Für den Verzehr werden vor allem die Innereien jüngerer Tiere verwendet, denn diese sind besonders zart. Da manche Organe im Körper für die Filterung und Entgiftung zuständig sind, kann es sein, dass sich mit zunehmendem Alter der Tiere Schadstoffe (Blei, Cadmium, Pestizid-Rückstände) in Niere oder Leber anlagern.

Gängig und auf Nachfrage in vielen Metzgereien erhältlich, sind Leber, Niere, Herz, Zunge, Bries, Hirn, Kutteln, Milz und Lunge. Da Innereien besonders leicht verderblich sind, sollten sie nur sehr frisch gekauft und direkt zubereitet werden.

Fleisch- und Wurstwaren

Wurst vom Glanrind (c) Stefan Abtmeyer

Fleisch und Wurstwaren dienen der vollständigen Verwertung aller Teile eines geschlachteten Tieres und stehen damit für eine nachhaltige Ganztierverwertung. Durch handwerkliches Können und eigene Rezepturen veredeln Metzger*innen und Fleischer*innen weniger geschätzte Fleischteile als Fleisch- oder Wurstware. Beispielsweise können in diesen Produkten viel Fett und Bindegewebe verarbeitet werden.

Da die Wurstherstellung zeitaufwändig ist und optische sowie hygienische Risiken birgt, werden nicht nur in der Fleischindustrie zahlreiche Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker, Reifebeschleuniger und künstliche Raucharomen verwendet. Auf verpackten Produkten müssen diese Stoffe deklariert werden. Bei unverpackten Produkten muss das Verkaufspersonal Auskunft geben können.

In der Fleischindustrie kommt auch qualitativ minderwertiges Separatorenfleisch zum Einsatz. Um dieses zu gewinnen, werden Knochen mit Fleischresten zertrümmert und in Zentrifugen getrennt. Eine Kennzeichnung auf dem Produkt ist verpflichtend, erfolgt aber meist nicht.

Fleischwaren

Unter Fleischwaren versteht man Fleischerzeugnisse, die zumeist aus ganzem Fleisch und unter Einsatz von Techniken wie beispielsweise Räuchern oder Pökeln hergestellt werden. Im Gegensatz zu Wurstwaren werden bei Fleischwaren die Fleischfasern somit nicht zerkleinert. Bei abgepackten Produkten muss der Anteil an „nicht-skelettmuskelfleisch“ in der Liste der Inhaltsstoffe gesondert angegeben sein (z. B. Leber oder Herz).

Wurst

Wurst erfreut sich in Deutschland größter Beliebtheit. Es gibt kaum ein Land mit einer so großen Wurstauswahl wie hierzulande. Die 1 000 bis 1 200 Wurstsorten lassen sich auf etwa 100 marktbedeutende Grundsorten zurückführen. Durchschnittlich werden in Deutschland knapp 30 kg Wurst pro Kopf und Jahr verzehrt. Welche Würste besonders beliebt sind, ist regional unterschiedlich: Im Norden werden mehr Rohwürste und im Süden mehr Brüh- und Kochwürste gegessen.

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Wurstwaren sind schnittfeste oder streichfähige Gemenge aus zerkleinertem Fleisch und Fettgewebe. Bei einigen Sorten sind auch Innereien oder andere Zutaten wie Kartoffeln, Getreideprodukte, Gemüse oder Käse Bestandteil der Rezeptur. Bekannt sind zum Beispiel Pinkel mit Grütze, Weckwurst mit Brötchen, Fleischkäse mit Paprika oder Pilzen sowie Mortadella mit Pistazien.

Es dürfen nur Rind- und Schweinefleisch ohne besondere Kennzeichnung zu Wurst verarbeitet werden. Erlaubt sind jedoch geschmacksgebende sowie für die Fertigung notwendige Zutaten, wie Gewürze. Wurst wird geräuchert oder ungeräuchert in Hüllen (Natur- oder Kunstdarm), Behältnissen oder auch ohne Hüllen verkauft.

Früher, als es noch keine Kühlmöglichkeiten gab und sich viele Menschen mit Fleisch selbstversorgten, war die Wurstherstellung notwendig, um alle essbaren Bestandteile des Tieres länger haltbar zu machen. Metzger*innen konnten durch die Wurstherstellung auch Teile verwerten, die sich nicht als Frischfleisch verkaufen ließen. Insbesondere Köpfe, Füße, Blut und Innereien wurden zu Koch- und Brühwürsten verarbeitet und brachten Vielfalt auf den Teller. Wird Wurst aus schlachtwarmem Fleisch hergestellt, sind Hilfsstoffe wie Phosphat nicht notwendig.

Zwar kam es vor, dass Würste früher mit Kalk, Sägespänen oder ähnlichem gestreckt wurden, jedoch hat das zu frühen Versuchen der Qualitätskontrolle bei Wurstwaren geführt. Heute gerät die Wurst teilweise in Verruf, weil industrielle Ware mit Zusatzstoffen, Geschmacksverstärkern, Reifebeschleunigern, künstlichen Raucharomen und minderwertigem Seperatorenfleisch hergestellt werden. Drei von vier Würsten kommen heute aus industrieller Fertigung.

Die Qualität von Wurst ergibt sich zum einen aus der Verarbeitungsqualität, zum anderen aus der Qualität des verwendeten Fleischs. Viele Wurstrezepturen haben festgelegte Anteile an bindegewebseiweißfreien Fleischeiweiß (BEFFE-Gehalt) als Maß für den Anteil an Muskel- und Magerfleisch und, je nach Wurstart, auch an Blut, Leber und anderen Innereien.

Je nach Herstellung werden Würste in drei Arten unterteilt:

Wurst aus geräuchertem Schweinefleisch (c) Envato

Räuchern steigert die Haltbarkeit von gesalzenen oder gepökelten Fleischwaren und verändert ihren Geschmack. Beim Räuchern werden schwelende Materialien wie Nadel- oder Hartholzspäne, Heidekraut, Reisig oder Wacholderbeeren verwendet, damit sich die Rauchsubstanzen an der Oberfläche des Räucherguts niederschlagen. Zum Teil gelangen sie auch in tiefere Schichten des Fleisches.

Während früher die Konservierungswirkung des Räucherns im Vordergrund stand, wird heute vor allem aufgrund der Aromenbildung und des Aussehens geräuchert.
Vorsicht ist bei schwarzgeräucherter Ware angebracht, denn dort besteht das Risiko der Benzpyren-Belastung (PAK) aus unsachgemäß verschweltem oder ungeeignetem Räuchermaterial.

In der Industrie wird häufig auf Flüssigrauchverfahren zurückgegriffen. Diese Methode ist keine Form des handwerklichen Räucherns, sondern erzielt einzig eine Aromatisierung. Mittels einer Rauchdusche wird Flüssigrauch auf die Oberfläche des Fleisches aufgebracht. Da Raucharomen aus zusammengesetzten künstlichen Aromastoffen bestehen, sind sie bei Biowaren nicht erlaubt.

Speckscheiben (c) Envato
  • Pökeln ist ein traditionelles Verfahren zur Haltbarmachung von Fleisch, das zugleich Farbe, Geschmack und Konsistenz in erwünschter Weise verändert.Verwendet wird dafür traditionell Kochsalz, teilweise mit Zusatz von Salpeter (Natriumnitrat) zur Umrötung (Farberhaltung) des Fleisches. Heute kommt meistens Nitritpökelsalz (eine Mischung aus Kochsalz und 4-5g/kg Natriumnitrit) zum Einsatz.Das Pökelgut wird trocken eingerieben, in Lake eingelegt oder mit Lake gespritzt. Danach werden die Pökelwaren getrocknet (Trockenfleisch), geräuchert (Kasseler Rippenspeer), gebrüht (diverse Brühwurstsorten), gekocht (Kochwurst) oder trotz der damit verbundenen Risiken (Nitrosamine) gegrillt oder gebraten (Frühstücksspeck).Der Einsatz von Natriumnitrat (E 251) und Kaliumnitrat (E 252) ist bei wärmebehandelten Fleischerzeugnissen wie Brühwurst, Brühdauerwurst und Kochpökelwaren nicht zulässig.
Sülze (c) Envato

Durch Säuern und Luftausschluss unter Aspik entstehen Sülzen und andere Fleischwaren „in Aspik“ oder „in Gelee“. Aspik wird aus kollagenreichen tierischen Rohstoffen gekocht.

Schinken vom Hinterwälder Rind (c) Stefan Abtmeyer

Hier wird das Fleisch nach dem Pökeln zum Teil monatelang getrocknet. Beispiele sind Rauchfleisch, italienische Bresaola oder das im Naturdarm getrocknete Schweinefilet Lomo Embuchado aus Spanien.

Schinken (c) Envato

Rohschinken werden nach dem Pökeln mit unterschiedlichen Materialien kaltgeräuchert und bzw. oder luftgetrocknet. Rohe Schinken aus Nord- und Mitteleuropa sind häufig geräuchert. Schinken aus Spanien, dem weltweit größten Erzeugerland, aus Italien und Frankreich sind dagegen meist ungeräuchert und luftgereift. Bei Nuss- und Rollschinken wird der Knochen aus der Keule ausgelöst. Coppa, aus Italien, wird aus dem Schweinenacken, dem vorderen Kotelettstrang, mit viel sichtbarem Fett hergestellt. Lachsschinken hingegen aus dem hinteren Teil des Kottelettstrangs.

Viele Rohschinken werden heute mit Reifebeschleunigern innerhalb weniger Wochen schnittfest gemacht. Darunter leidet der Geschmack. Guter Rohschinken braucht Zeit, um zu reifen.

Ham

Als gekochter Schinken ohne Zusatzbezeichnung darf nur Hinterschinken vom Schwein verkauft werden. Bei einfacheren Qualitäten, wie bei Vorderschinken oder minderen Qualitäten aus Pressfleisch (in Form gepresste Teilstücke) muss dies angegeben sein, beispielsweise durch den Hinweis „aus Schinkenstücken zusammengefügt“. Echter Kochschinken wird aus gepökelten Fleischstücken hergestellt, die in Form gekocht und anschließend teils leicht geräuchert werden.

Ostheimer Leberkäse (c) Stefan Abtmeyer

Bei in Gläsern oder Dosen angebotenen Fleischkonserven handelt es sich nicht immer um Vollkonserven, daher müssen die Hinweise zu Haltbarkeit und Lagerung beachtet werden. Bei tafelfertig zubereiteten Fleischerzeugnissen wie Gulasch, Fleischrouladen, Fleischklopsen, Frikassee, Ragout fin oder Cornedbeef mit Gelee beträgt die Fleischeinwaage in den meisten Fällen mindestens 50 % des Doseninhalts. Szegediner Gulasch stellt eine Ausnahme dar, denn es wird aus Schweinefleisch und Sauerkraut hergestellt. Es enthält mindestens 30 % Fleisch.

Brühwurst (c) Envato

Bei der Herstellung von Brühwurst werden entweder ungepökeltes (z. B. für Weißwurst) oder gepökeltes (z. B. bei Bockwurst) rohes Fleisch und Speck verwendet. Dieses Fleisch wird zuerst grob zerkleinert und dann unter Zusatz von Eis, im sogenannten Kutter, zu einem feinen Wurstbrät verarbeitet. Das Eis dient dazu, die frühzeitige Eiweißgerinnung beim Zerkleinern zu verhindern. Schlussendlich wird die Brühwurst durch Hitzebehandlung auf eine Kerntemperatur von 68 °C erwärmt. So entsteht eine schnittfeste Wurst, die begrenzt haltbar ist.
Teilweise werden dem Wurstbrät größere Fleischstücke (z. B. bei Jagd-, Schinken- oder Bierwurst) oder andere Zutaten wie Käse oder Gemüse (z. B. bei Fleischkäse oder Lyoner) zugesetzt. Der Fettgehalt von Brühwurst beträgt etwa 12 bis 30 % – bei einfacheren Qualitäten auch mehr. Die Lagerung erfolgt gut belüftet bei 2 bis 4 °C, ohne direkte Sonneneinstrahlung oder im Dunkeln.
In der industriellen Herstellung kommen teilweise Blutplasma oder Blutserum und Hilfsstoffe wie Phosphat zum Einsatz.

Kochwurst (c) Envato

Kochwürste werden vorwiegend aus vorgegartem und zerkleinertem gepökeltem und ungepökeltem Fleisch hergestellt und werden am Schluss nochmals gekocht oder geräuchert. Je nach Sorte werden Gewürze, Speck, Blut oder Innereien zugegeben. Der Fettgehalt liegt bei Sülzwürsten bei 5 bis 15 %, bei Blutwurst bei 15 bis 30 % und bei Leberwurst bei 30 bis 40%. Kochwürste sind nur im kalten Zustand schnittfest. Die Lagerung erfolgt in dunklen, trockenen Räumen bei 2 bis 4 °C.

Rohwurst (c) Gerhard Schneider-Rose

Rohwurst wird aus zerkleinertem rohem Fleisch und Speck hergestellt, denen Gewürze, Salz und meistens Nitrit oder Nitrat zur Farberhaltung (Umrötung) zugefügt werden. Die Wurstmasse wird anschließend in Därme gefüllt, wo die Umrötung und die weitere Fleischreifung erfolgt. Außerdem bilden sich unter dem Einfluss von Mikroorganismen und Gewürzen die charakteristischen Aromastoffe der Wurst.

Bei den meisten Rohwürsten liegt der Fettgehalt unter 30 %, bei einigen jedoch bei bis zu 50 %. Rohwürste werden meist roh verzehrt, sind streichfähig (z. B. Streichmettwurst) oder nach Trocknung schnittfest (z. B. Salami oder luftgetrocknete Mettwurst). Bei schnittfester Rohwurst ist die Reifung von entscheidender Bedeutung für die Qualität: Während der Reifung verliert die Wurst bis zu 40 % des Gewichtes durch Wasserverlust. Der niedrige Wassergehalt macht sie für bis zu 12 Monate haltbar (z. B. Nordhessische Ahle Wurscht). Gelagert wird die Wurst dann am besten in gut durchlüfteten Räumen bei Temperaturen von 4 bis 12 °C, ohne direkte Sonneneinstrahlung, jedoch möglichst nicht im Kühlraum.

Heute werden bei der Rohwurstherstellung häufig Starterkulturen und Reifebeschleuniger zugesetzt, um die Reifung zu standardisieren und zu beschleunigen. Das ermöglicht gleichbleibende Geschmacksbilder, einen schnelleren Verkauf und eine höhere Wasserbindung in der Wurst. 

Fleischersatzprodukte

vegane Burger (c) Envato

Die durchschnittliche Menge unseres Fleischkonsums ist heutzutage deutlich zu hoch. Industrielle Massentierhaltung, wie sie heute größtenteils praktiziert wird, hat weitreichende negative Folgen für unseren Planeten. Scheinbar einfache und bequeme Lösungen sollen dabei Fleischersatzprodukte sein, denn wir müssen unsere Essgewohnheiten nicht umstellen. Doch um einen fleischähnlichen Geschmack herzustellen werden oft diverse Zusatzstoffe und Tricks eingesetzt.

Da Fleischersatzprodukte sehr unterschiedlich sind, lassen sich keine pauschalen Aussagen zu ihnen treffen. Eine individuelle Betrachtung der einzelnen Produkte und des vollständigen Herstellungsprozesses ist nötig.

Beispiele für Fleischersatzprodukte sind Burger Patties, vegane Brotaufschnitte oder fleischfreie Grillwürstchen. Die proteinreiche Basis beziehungsweise die Rohstoffe für solche Produkte können aus folgenden Quellen und Herstellungsverfahren stammen:

Pflanzenbasierte Proteine werden aus Hülsenfrüchten, Wurzeln oder Getreiden extrahiert. Um solche Proteinkonzentrate oder -isolate herzustellen, werden physische und chemische Prozesse angewendet. Das daraus entstehende Produkt wird dann texturiert, um eine fleischähnliche Konsistenz zu erreichen.

Mycelien (Pilzzellen), Algen, Hefen oder Bakterien werden durch Fermentation vermehrt. Die Kulturen werden in Nährflüssigkeit unter angepassten Umwelt- und Temperaturbedingungen gehalten. Anschließend werden sie in zahlreichen Verfahren weiterverarbeitet. Sie werden beispielsweise getrocknet, texturiert oder konzentriert.

Zusätzlich können durch eine in Europa (noch) nicht zugelassene Methode, die „Precision Fermentation“  Mikroorganismen durch genetisch veränderte Hefestämme in Bioreaktoren produziert werden.
Im Unterschied zur „klassischen“ Fermentation werden die Hefestämme – nicht ausschließlich vermehrt – sondern gezielt genutzt, um spezielle Moleküle wie Häme (Vorstufe, die zur Bildung roter Blutkörperchen nötig ist) zu produzieren. Dies wird in Burgerpatties verwendet um einen möglichst fleischähnlichen Geschmack zu erreichen.

Insekten sind in vielen Kulturkreisen Teil der traditionellen Ernährung. Auch in Europa können sich immer mehr Menschen mit Insekten auf ihrem Teller anfreunden. Am liebsten werden Grillen, Grashüpfer und Mehlwürmer als Nahrungsmittel verwendet. Die Zucht- und Haltungsformen sowie die Fütterung unterscheiden sich je nach Art, sind jedoch meist mit einfachen Mitteln umsetzbar. Neben kleinen Produzent*innen drängen auch immer größere High-Tech Farmen in den Markt. Wichtig ist, dass auch bei der Insektenzucht tierschutzrelevante Aspekte Beachtung finden.

Bei diesen Verfahren werden einzelne tierische Zellen von Kälber-Embryonen entnommen, isoliert und in Bioreaktoren in energiereicher Nährflüssigkeit vermehrt. Daraus entsteht eine Masse, die beispielsweise mit Pflanzenproteinen und injiziertem Fett weiter in Form gebracht wird. Dieser Prozess ist aufwändig, energieintensiv und (noch) sehr teuer.
Aktuell ist dieses sogenannte Laborfleisch nur in Singapur als Lebensmittel zugelassen.

Quiz

Ergebnis

#1. Wieso verdirbt Hackfleisch schneller?

Bei der Herstellung / Zerkleinerung im Fleischwolf vergrößert sich die Oberfläche und damit die Angriffsfläche für Bakterien.

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#2. Was ist eine Färse?

Ein geschlechtsreifes weibliches Rind vor erstem Kalben wird Färse genannt. Danach wird es als Kuh bezeichnet.

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#3. Welches Fleisch essen Menschen in Deutschland am liebsten?

Im Durchschnitt verzehrte jeder Mensch in Deutschland 31 kg Schweinefleisch, 9,4 kg Rindfleisch und 13,1 kg Geflügelfleisch.

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#4. Was ist flächengebundene Tierhaltung?

Die Bestandszahlen orientieren sich an den auf betriebseigenen Flächen erzeugbaren Futtermengen. Ziel ist das Erhalten von Stoffkreisläufen.

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#5. Was ist ein Zweinutzungsrind?

Zweinutzungsrassen, sind nicht auf ein Endprodukt spezialisiert. Sie können deutlich älter werden und sind widerstandsfähiger. Gleichzeitig wachsen die Tiere aber langsamer und produzieren im Vergleich weniger Fleisch/Eier etc. als Hochleistungsrassen.

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#6. Was ist Kochschinken?

Als gekochter Schinken ohne Zusatzbezeichnung darf nur Hinterschinken vom Schwein verkauft werden. Bei einfacheren Qualitäten wie Vorderschinken oder minderen Qualitäten aus Pressfleisch (in Form gepresste Teilstücke) muss dies angegeben sein, z.B durch den Hinweis „aus Schinkenstücken zusammengefügt“. Kochschinken wird aus gepökelten Fleischstücken hergestellt, die in Form gekocht und anschließend teils leicht geräuchert werden.

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#7. Wie ist Fleisch beim Gefrieren zu behandeln?

Idealerweise frieren im Schockfroster, damit die Wasserkristalle möglichst klein sind und die Struktur des Fleischs nahezu unbeschädigt bleibt. Einmal aufgetautes Fleisch sollte nicht wieder eingefroren werden, nicht so sehr aufgrund der Lebensmittelsicherheit, sondern wegen der Auswirkungen auf die Qualität des Fleisches.

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#8. Wieviel Fleisch isst der*die Durchschnittsbürger*in jährlich

In Deutschland lag der geschätzte Pro-Kopf-Verzehr 2021 bei 55kg/Kopf und ist damit  global gesehen auf hohem Niveau, aber zum deutschen Vorjahresvergleich hin weiterhin leicht rückläufig.

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#9. Wie groß ist der Anteil der nach Bio-Richtlinien gehaltenen Tiere am Viehbestand in Deutschland?

Nur 5 % des gesamten Viehbestandes werden biologisch aufgezogen: Rinder etwa sechs Prozent, Schweine nur ein Prozent, Ziegen 33 %, Schafe 12%.

Zum Ergebnis