©Alberto Peroli

Grüne Wiesen, glücklich weidende Kühe und ein Schluck frische Milch. So stellen viele sich den idealen Milchgenuss vor. In der Realität bedeutet Milchkonsum aber häufig, sich aus dem TetraPak eine anonyme, weiße Flüssigkeit in den Kaffee zu gießen. Mit jedem Schluck Milch, mit jedem Stück Käse, mit jedem Löffel Joghurt gehen wir mannigfaltige Beziehungen zu Tieren, Bäuer*innen und weiteren Akteur*innen entlang der Wertschöpfung ein. Es ist also wenig verwunderlich, dass der Genuss von Milch und Milchprodukten inzwischen alles andere als unumstritten ist. Denken wir nur an die Butterberge, Demonstrationen von Milchbäuer*innen für bessere und faire Preise oder den Export von Milchpulver nach Afrika. Während Milchviehbetriebe immer weniger, dafür aber immer größer werden, wünschen sich die meisten Verbraucher*innen eigentlich, dass die Kühe glücklich auf grünen Wiesen grasen. Wir beleuchten das komplexe Thema Milch und helfen dir die Zusammenhänge besser zu verstehen.

Kulturhistorie

Melken (c) Envato

Milch galt lange als Sinnbild der Fruchtbarkeit der Erde. Sie wurde zusammen mit Honig als Opfergabe für verschiedene Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttinnen dargeboten und auch die Redewendung vom „Land, in dem Milch und Honig fließen“ hat seinen Ursprung in dieser Verwendung. Die ersten Belege für die Milchgewinnung stammen aus der Region des sogenannten fruchtbaren Halbmondes, am nördlichen Rand der arabischen Halbinsel. Dort wurden schon vor 10.000 Jahren zunächst vor allem Schafe und Ziegen gemolken. Der Umgang mit ihnen war für die Menschen weniger gefährlich als mit den großen Wiederkäuern. Rinder wurden stattdessen vor allem als Arbeitstiere genutzt. Doch mit der Zeit wurden auch diese Tiere stärker domestiziert, der Melkvorgang wurde optimiert und auch Kühe konnten so problemlos gemolken werden.

Weiterlesen

Hirtenvölker besiedelten mit ihren Tieren bald die ganze Welt. Aber auch sesshafte Ackerbäuer*innen profitierten vom Milchvieh. Vor allem verarbeitete Sauermilcherzeugnisse boten den Vorteil einer langen Haltbarkeit und Lagerfähigkeit und waren bald regelmäßiger Bestandteil der Ernährung. Die Sauermilcherzeugnisse waren zudem laktosearm, was sie für erwachsene Menschen besser verträglich machte. Erst vor ca. 7.500 Jahren trat südlich des Plattensees in Südeuropa eine Genmutation auf, durch die das Enzym Lactase erzeugt und der Milchzucker abgebaut werden konnte. Dieses neue Gen machte frische Milch verträglicher. Es verbreitete sich nach und nach auf dem europäischen Kontinent.

Die Milchproduktion fand in Mitteleuropa zunächst nur für den Eigenbedarf auf Bauernhöfen statt. In Klöstern wurde Milch für größere Personengruppen erzeugt und es entstanden die ersten Molkereien. Im Zuge der Industrialisierung wurden zunehmend größere Molkereien gebaut, die als spezialisierte Betriebe die Herstellung und den organisierten Vertrieb von Milch übernahmen. Sogenannte „Milchmänner“ lieferten die Milchflaschen direkt an die Haustür der Konsument*innen.

In den 1920er Jahren entwickelte der Reichsmilchausschuss vom Deutschen Reichsministerium für Landwirtschaft eine großangelegte Marketingkampagne für Milch. Auch in der Nachkriegszeit wurde verstärkt Werbung gemacht. Besonders Arbeiter*innen und Handwerker*innen sollten dazu motiviert werden, mehr Milch zu konsumieren. Es schwappte auch der Trend der Milchbars aus den USA nach Deutschland über. In diesen Lokalen wurde neben Milch und anderen nichtalkoholischen Getränken auch Speiseeis verkauft.

Technische Entwicklungen wie (teil-)automatisierte Melkanlagen, neue Verfahren zur Pasteurisierung oder andere Verfahren zum Haltbarmachen von Milch sowie Veränderungen in der Milchviehzucht, -aufzucht und -haltung führten zu einer extremen Steigerung der Milchproduktion. Damit einher ging der Trend zur klassischen schwarz-weißen Kuh: Holstein Frisians sind aufgrund ihrer hohen Milchleistung global die mit Abstand am häufigsten gehaltene Rinderrasse. Diese Hochleistungsproduzentin steht meist im Stall und hat nur ein kurzes Leben, in dem sie enorm viel Milch geben muss. Dieser Ertrag geht auf die Kosten von Tiergesundheit und -wohlergehen, Umwelt und Qualität.

Wie funktioniert die Produktion von Milch?

Kühe (c) Envato

Damit ein weibliches Säugetier Milch gibt, muss es ein Kind geboren haben. Kühe müssen daher jedes Jahr ein Kalb bekommen, um Milch zu produzieren. Dann werden sie im Regelfall zwei Mal täglich gemolken. Da Kühe nach der Geburt nur ungefähr 305 Tage lang Milch geben, werden sie so bald wie möglich wieder besamt. Nur in den letzten Wochen vor der nächsten Geburt werden sie nicht gemolken, sie werden „trockengestellt“. Direkt nach der Abkalbung geben Kühe am meisten Milch. Die Menge nimmt dann über die folgenden Monate stetig ab. Dieser Verlauf der täglichen Milchleistung wird Laktationskurve genannt. Pro Jahr kann eine Kuh, je nach Rasse und Gesundheitszustand, bis zu 10.000 Liter Milch produzieren.

Solche enormen Milchmengen zu produzieren, gleicht einem Hochleistungssport und verlangt dem Körper der Tiere viel ab. Natürlicherweise würde eine Kuh nur einen Bruchteil der Milch produzieren, um damit ihr Kalb zu ernähren.

Die Abfolge vom Kalben, Melken und Besamen wird jedes Jahr wiederholt, bis das Tier krank oder nicht mehr fruchtbar ist und geschlachtet wird. Durchschnittlich sind Kühe bei der Schlachtung nur 6,3 Jahre alt. Sie sind dann oft weder richtig ausgewachsen, noch ist ihre Milchleistung auf dem Höchststand. Seit Jahrzehnten führen viele Aspekte zu frühen Schlachtungen. Einige sind:

  • Häufige Euterentzündungen,
  • eine hohe Zellzahl der Milch, die negative Auswirkungen auf die Milchqualität hat,
  • Unfruchtbarkeit, die zu Unwirtschaftlichkeit führt,
  • oder Klauenprobleme, die häufige Behandlungen erfordern und die Produktivität beeinflussen.

Bei anderen Tierarten, die für die industrialisierte Milchproduktion genutzt werden, läuft dieser Prozess ähnlich ab.

Wenn eine Kuh Gras frisst und verdaut, tritt sie nicht in Nahrungskonkurrenz mit dem Menschen. Als Wiederkäuer kann sie die Energie aus vielen Gräsern und Kräutern mit Hilfe von Mikroben im Pansen zu Eiweiß, Fett und Milchzucker umwandeln und sie somit für die menschliche Ernährung verfügbar machen. Viele alte Rassen, wie das Original Braunvieh im Allgäu, können das besonders gut. Doch Rassen wie diese sind bedroht, weil sie durch den Züchtungsfokus auf extreme Milchleistung verdrängt werden.

Weiterlesen

Diese hochleistende Rinderrassen haben einen extremen Emergiebedarf und werden hauptsächlich mit konzentriertem Kraft- und Eiweißfutter ernährt, das zum Beispiel aus Soja besteht. Um dieses Futter zu erzeugen, werden landwirtschaftliche Flächen belegt, die auch direkt für die menschliche Ernährung genutzt werden könnten. Dieses Vorgehen wirkt sich massiv aus und hat negative Folgen für die Umwelt, natürliche Ressourcen, soziale Ungleichheiten und die allgemeine Tiergesundheit, weil die Tiere immer weiter von ihrer natürlichen Futtergrundlage entfremdet werden.

Im Gegensatz dazu kommt Rindern und anderen Wiederkäuern, die auf Grünland stehen und dort grasen, eine wichtige Funktion bei der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit zu:

  • Gras wächst vorwiegend dort, wo kein Ackerbau möglich ist. Wiederkäuer machen diese Flächen, die zu nass, zu trocken, zu steinig oder zu steil sind, nutzbar.
  • Grünland ist ein wichtiger CO2-Speicher und der Erhalt dieser Flächen durch eine nachhaltige Nutzung schont Ressourcen und das Klima.
  • Der Dung von Wiederkäuern ist ein Biotop für Insekten. Der ökologische Kreislauf (Gras wird gefressen und landet über den Mist der Tiere wieder auf der Fläche) leistet einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Artenschutz.
  • Es findet Humusaufbau statt und das von den Tieren bei der Verdauung ausgeschiedene Methan kann – anders als bei der Stallhaltung – in den natürlichen Kohlenstoffkreislauf der Weidepflanzen zurückkehren.

Es ist also sehr relevant, wie Milch produziert wird. Zwischen Milch aus Massentierhaltung und Milch von Weidekühen besteht in Hinblick auf die Auswirkungen für die Umwelt und die Tiergesundheit ein großer Unterschied.

Weiterhin aber gibt es den großen Trugschluss, dass für eine vegetarische Ernährung mit Milch(-produkten) kein Tier geschlachtet werden muss. Das ist nicht richtig, denn auch bei der Produktion von Milch(-produkten) fällt Fleisch an. Zum einen durch die männliche Nachzucht, die nicht für die Milchproduktion genutzt werden kann. Zum anderen werden auch die ausgedienten Milchproduzentinnen nach wenigen Jahren geschlachtet und müssen vermarktet werden. Es ist eine Herausforderung, das Fleisch der milchbetonten Rassen zu vermarkten, die nur wenig Muskelmasse ansetzen und eine geringere Fleischqualität aufweisen.

Ein Lösungsansatz ist der Einsatz von traditionellen Zwei- oder Mehrnutzungsrassen, die nicht auf eine Nutzung (Milch oder Fleisch) spezialisiert sind. Sie bilden eine essentielle Basis für eine nachhaltige Tierzucht, denn Tiere dieser Rassen können deutlich älter werden und sind widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Umweltfaktoren (z.B. Witterung und Standortbedingungen). Gleichzeitig wachsen sie langsamer, können somit erst später „genutzt“ werden, und produzieren im Vergleich weniger Milch oder Fleisch.

Auch gesunde Kreuzungszüchtungen, die im Gegensatz zu den Hochleistungslinien nicht nur auf die Maximalproduktion einer Nutzung ausgerichtet sind, stellen einen wichtigen Schritt für mehr Nachhaltigkeit in der Zucht dar.

 

Milchwirtschaft

In Deutschland

Die Milchwirtschaft ist einer der umsatzstärksten Produktionszweige der deutschen Landwirtschaft. Gemeinsam mit der weiterverarbeitenden Molkereiwirtschaft kommt ihr eine wichtige Rolle im Lebensmittelsektor zu.

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 31,2 Mio. Tonnen Kuhmilch erzeugt. Das entspricht einem Selbstversorgungsgrad mit Konsummilch von 111,9 %. Während bei der Milcherzeugung eine leicht rückläufige Tendenz festzustellen ist, stellen Milchersatzprodukte mittlerweile einen starken Wachstumsmarkt dar.

Durchschnittlich gab eine Milchkuh im Jahr 2020 in Deutschland 8.457 kg Milch. Bei der Annahme, dass eine Kuh im Durchschnitt an 305 Tagen im Jahr Milch gibt, entspricht das 28 l am Tag. Diese enormen Mengen sind das Ergebnis eines zielgerichteten Einsatzes von Kraftfutter aus Soja und Getreide und einer Zucht, die auf die Milchleistung ausgerichtet ist. Die Milchmenge, die pro Tier gemolken wird, hat sich seit 1950 weit mehr als verdreifacht.

In der Milchwirtschaft schreitet der Strukturwandel ungebremst voran. Der Preisdruck ist so hoch, dass Milchviehbetriebe sich gezwungen sehen, entweder das Melken komplett einzustellen oder ihre Höfe immer weiter zu vergrößern. Das hat dazu geführt, dass sich zwischen 2000 und 2020 die Zahl der Betriebe zwar mehr als halbiert hat, sich aber im gleichen Zeitraum die Zahl der Tiere pro Betrieb mehr als verdoppelte.

Es gibt große regionale Unterschiede, was die Anzahl der Kühe pro Betrieb angeht. In Schleswig-Holstein und Brandenburg beispielsweise leben durchschnittlich 240 Tiere auf einem Betrieb, in Bayern sind es nur 43. Gründe für die größeren Betriebe im Nordosten sind unter anderem die flachen Landschaften mit viel Grünland sowie die ehemaligen Produktionsstrukturen der DDR. In Bayern ist die Landwirtschaft vor allen in den bergigen Regionen deutlich kleinteiliger strukturiert. Der bundesweite Anteil an Bio-Milch steigt langsam und entspricht aktuell rund 4 %. (BMEL, 2022)

Der Durchschnittserzeugerpreis pro Kilo liegt für Bio-Milch bei 50 Cent, bei konventionell hergestellter Milch bei unter 40 Cent (MMI, 2022). Diese niedrigen Preise können oft kein angemessenes Einkommen für die Erzeuger*innen gewährleisten und schwanken dazu sehr stark.

Der Pro-Kopf-Verbrauch in kg 2022:

Konsummilch 47.4kg
Sauermilch-, Kefir-, Joghurt-, Milchmischerzeugnisse 29.8kg
Käse 24.8kg
Milchpulvererzeugnisse 5.5kg
Butter 5.4kg
Sahneerzeugnisse 5.2kg
Kondensmilcherzeugnisse 1.1kg

Quelle: BMEL (2022)

Milch (c) Envato
Kuh (C) Envato

Politische Regulierungen

Melkkarroussel (C) Envato

Die Milchwirtschaft ist ein bedeutendes Thema in der Agrarpolitik. Es gab und gibt deswegen zahlreiche und weitreichende Regulierungen.

1984 wurde beispielsweise von der EU die sogenannte Milchquote eingesetzt. Ihr Ziel war es, die Überproduktion von Milch in der EU einzuschränken, um einem Preisverfall entgegenzuwirken. Dieses Ziel wurde nie erreicht, denn die Preise waren stets zu niedrig, um ein kostendeckendes Arbeiten für Erzeuger*innen zu gewährleisten. Problematisch an der Milchquote war, dass die Obergrenze für die Milchproduktion nach der Fläche des Betriebes festgelegt wurde. Erst nach und nach wurde ein überregionaler Handel mit der Quote ermöglicht. Das hatte zur Folge, dass große Teile der Milchproduktion in den Norden abgewandert sind. Somit hat der Quotenhandel über die Jahre die ursprünglichen Ziele untergraben.

Seit das Quotensystem 2015 von der EU aufgegeben wurde, orientiert sich der Milchpreis in Deutschland an den globalen Milchpreisentwicklungen. Die Erschließung von Absatzmärkten wie China oder Afrika, in die große Mengen Milchpulver und H-Milch exportiert werden, führt zu einem steigenden Preisdruck auf die heimischen Betriebe. Die Folge sind immer größere Betriebe mit immer mehr Tieren.

Weiterlesen

Diese politischen Entscheidungen und Entwicklungen tragen dazu bei, dass sich der Milchsektor in den letzten Jahrzehnten hin zu einseitiger Züchtung auf Hochleistungstiere entwickelt hat. Die weiblichen Tiere produzieren enorme Mengen Milch, die sie an die Grenzen der physischen Leistungsfähigkeit bringen und sich negativ auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken.

Zusätzlich stellt sich die Frage nach der Aufzucht und der rentablen Verwertung der Bullenkälber. Es besteht aufgrund des massiven Überangebots männlicher Kälber von Milchviehrassen ein extremer Preisverfall. Die Kosten für die Aufzucht der Tiere können oft nicht gedeckt werden. Das führt dazu, dass die Bullenkälber oft nur wenige Wochen nach ihrer Geburt ins Ausland verkauft und tagelang transportiert werden. Zudem besteht in der Kälbermast häufig ein hoher Krankheitsdruck, da viele Tiere aus verschiedenen Betrieben zusammengeführt werden und mit neuen Viren in Kontakt kommen.

Seit dem 01.01.2023 gilt eine Anpassung der deutschen Tierschutztransportverordnung. Kälber müssen jetzt doppelt so alt sein (28 Tage), bevor sie transportiert werden dürfen. Als Begründung wird angeführt, dass die Kälber zu diesem Zeitpunkt einen besseren immunologischen Status haben und weniger krankheitsanfällig sind, wenn sie in eine neue Umgebung kommen. Ein zusätzliches Verbot von „Kalberiglus“, die nach Ansicht von Kritiker*innen eine Form der Käfighaltung darstellen und auf den meisten Betrieben während der ersten Lebenstage der Kälber Standard sind, wird aktuell auf EU-Ebene diskutiert (hier weiterlesen).

Global

Die Milchwirtschaft ist ein weltweiter Wachstumsmarkt. Die stärksten Zuwächse sind in China zu verzeichnen. Die EU ist der stärkste Exporteur und China ist der größte Importeur. Das wichtigste Abnehmerland für Milch aus Deutschland sind die Niederlande. Die Weltkarte zeigt die Milcherzeugung ausgewählter Länder in 1000 Tonnen für das Jahr 2020 (LEL, 2021).

In Deutschland lag der Selbstversorgungsgrad mit Magermilchpulver 2021 bei 492,1 %. Indessen werden fettreiche Produkte wie Sahne oder Butter häufig importiert.

Auch die profitable Veredelung von Milch, zum Beispiel zu Käse, findet in Deutschland und Europa statt. Anschließend werden diese Produkte häufig reexportiert. (BMEL, 2022)

Neben China sind westafrikanische Länder Abnehmer großer Mengen von Milchpulver. Dort wird in einem energieaufwändigen Prozess aus dem Pulver und Pflanzenölen in Fabriken sogenannte „rekombinierte Milch“ hergestellt. Dieses hochverarbeitete Produkt überschwemmt aufgrund der günstigen Ausgangsprodukte die lokalen Märkte. Lokale Erzeuger*innen befinden sich in einem ruinösen Preiskampf, dem sie nicht entkommen können.

So verlieren lokale Erzeugung und Wertschöpfungsketten weiter den Boden unter den Füßen und die Ernährungssouveränität geht verloren (Thünen, 2022; Brot für die Welt, 2015).

Heiss diskutiert

Ein „Weiter so“ in der Milchwirtschaft ist nach den Slow-Food-Grundsätzen keine Option. Den Reformbedarf hat auch die Politik erkannt und beginnt – wenn auch zögerlich – zu handeln. Für einen nachhaltigen Wandel braucht es ein breites Bündnis entlang der gesamten Wertschöpfungskette, in dem sich alle Akteur*innen von Landwirt*innen bis Verbraucher*innen gemeinsam für zukunftsfähige Lösungen einsetzen.

  • Hochleistungszucht
  • Volatile Milchpreisentwicklung
  • Futtermittelimporte
  • Export von Milchpulver
  • Milchersatz
  • Bruderkälber und Zweinutzungsrassen
  • Ammen-/Muttergebundene Kälberaufzucht

Was passiert auf der Weide und im Stall?

Fütterung

Fütterung

Nachzucht

Fütterung

Enthornung

Enthornung

Neue Entwicklungen

Neue Entwicklungen

Was passiert im Melkstand?

Euter (c) Envato

Die Melksysteme sind so vielseitig wie die Haltungsformen. In „klassischen“ Melkständen werden die Tiere leicht erhöht neben- oder hintereinander oder im Fischgrätensystem aufgestellt, sodass die Melker*innen die Euter auf Brusthöhe vor sich haben. Durch die voranschreitende Technisierung und Automatisierung sind Melkkarusselle oder Melkroboter allerdings mittlerweile Standard in Großbetrieben. Dort werden die Tiere anhand eines Codes am Halsband identifiziert und in den Melkstand gelassen. Diese Automatisierung führt dazu, dass der Kontakt zwischen Landwirt*in und Tier verloren geht. Verhaltensänderungen oder gesundheitliche Probleme müssen von den eingesetzten Algorithmen erkannt werden, wobei allerdings häufig Fehler passieren.

Auf sehr kleinen Betrieben wird zum Teil noch mit Eimermelkanlagen gemolken. Diese arbeitsintensive Variante rentiert sich nur bei sehr geringen Tierbeständen. Eine andere Methode stellen mobile Melksysteme dar, mit denen auch direkt auf der Weide gemolken werden kann. Diese Systeme bedeuten einen hohen Arbeitsaufwand, sind allerdings häufig stressfreier für die Tiere. Sie stellen außerdem eine Chance für die Ausweitung der Weidehaltung für Milchvieh dar, weil die Tiere nicht zum Melken in den Melkstand zurückgetrieben werden müssen. Bisher finden sich die mobilen Melksysteme vor allem in der Milchziegen- und Schafhaltung.

Wie läuft der Melkvorgang ab?

Melkgeschirr (C) Envato

Was passiert in der Molkerei?

Käserei (C) Envato

Die Verarbeitung von Milch zu diversen weiteren Produkten fand früher meist direkt auf dem Hof statt. Heute wird dieser Produktionsschritt fast immer ausgelagert. Teilweise an kleine Alp- oder Hüttenkäsereien, überwiegend jedoch an global agierende Konzerne. Diese spezialisierten und hochtechnisierten Molkereien können eine große Marktmacht auf die Milcherzeuger*innen ausüben.

Die Milch wird auf den Höfen standardmäßig in Tanks gesammelt und meist alle zwei Tage von den Molkereien mit Milchsammelwagen abgeholt. Dabei wird der sogenannte Erzeugerpreis für Milch gezahlt. Dieser schwankt stark und ist auch von den Inhaltsstoffen der Milch abhängig. Das Maß für den Grundpreis ist ein Fettgehalt von 4,0 % und ein Eiweißgehalt von 3,4 %.

In der Biolandwirtschaft erlebt die betriebsinterne Vermarktung und Verarbeitung aktuell eine Renaissance mit zahlreichen kleinen und großen Hofkäsereien und -molkereien (VHM, 2022).

Die Rohmilch wird in der Molkerei auf ihren hygienischen Zustand untersucht. Dafür wird sie in einer Art Zentrifuge, dem Separator, in Magermilch und Rahm getrennt. Während dieses Vorgangs wird die Milch auch von Schmutzpartikeln und Bakterien befreit.

Anschließend wird der Rahm wieder in die Magermilch zurückgeführt. Entweder komplett, sodass Milch mit natürlichem Fettgehalt entsteht oder nur zum Teil, sodass fettarme Milch gewonnen wird. Der Fettgehalt lässt sich in diesem Prozess genau festlegen und eine Standardisierung wird möglich. Der Milchstandard legt den zulässigen Fettgehalt gesetzlich fest und es muss genau darauf geachtet werden, dass die Vollmilch exakt die vorgegebenen 3,5 % Fett enthält.

Da die angelieferte Rohmilch zwischen 3 und 6 % Fett enthält (durchschnittlich sind es 4,1 %), wird meist Überschussrahm gewonnen. Das ist für die Molkereien von großem wirtschaftlichem Interesse, da sie die Milchbestandteile gewinnbringend einzeln vermarkten kann.

Als Pasteurisierung wird die Erhitzung auf 72 °C bis 75 °C für 15 bis 30 Sekunden bezeichnet. Bei diesem Vorgang werden alle Krankheitserreger wie Listerien, Camphylobacter oder EHEC abgetötet und die meisten Verderbnis erregenden Keime und Enzyme inaktiviert.

Haltbare hochpasteurisierte Milch, die auch als ESL-Milch (Extended Shelf Life) bezeichnet wird, kann nach zwei Entkeimungsverfahren hergestellt werden:

Entweder wird sie für 1 bis 3 Sekunden auf 127 °C erhitzt oder es wird ein gestuftes Verfahren eingesetzt. Hierbei wird die Milch vorübergehend in Magermilch und Rahm getrennt. Aus der Magermilch werden die vorhandenen Keime durch Mikrofiltration entfernt und der Rahm wird für 1 bis 4 Sekunden bei 104 bis 108 °C wärmebehandelt. Danach werden Magermilch und Rahm wieder zusammengeführt.

Welches Verfahren angewendet wurde, müssen die Hersteller nicht angeben.

Bei der Homogenisierung wird die Milch mit hohem Druck durch enge Düsen gepresst. Die enthaltenen Fettkügelchen werden dabei zerkleinert. So wird das Absetzen des Fetts (Aufrahmen) für einige Zeit verhindert. Die Fettkügelchen bleiben gleichmäßig in der Milch verteilt.

Bei der Herstellung von H-Milch (Haltbarer Milch) wird die Milch für wenige Sekunden auf 135 bis 150 °C erhitzt und sofort wieder auf 4 bis 5 °C heruntergekühlt. Bei diesem Vorgang werden einige Milchproteine denaturiert, Vitamine gehen verloren und es kommt zu einer Geschmacksveränderung. Es entsteht der „Kochgeschmack“ der Milch. Durch diesen Vorgang wird die Haltbarkeit der Milch auf rund drei Monate verlängert.

Milchprodukt (C) Envato

Welche Milchprodukte gibt es?

Milchprodukte (c) Envato

Gesäuerte Milcherzeugnisse:

Zu den gesäuerten Milcherzeugnissen gehören zum Beispiel Sauermilch, Dickmilch, Crème fraîche, Joghurt, Kefir, Buttermilch und andere Erzeugnisse, die auf Basis der genannten Produkte hergestellt werden. Gesäuerte Milcherzeugnisse sind wegen ihres frischen Geschmacks und ihrer verdauungsfördernden Wirkung beliebt. Sie werden aus Milch mit unterschiedlichem Fettgehalt unter Zugabe verschiedener Milchsäure-Bakterien hergestellt. Bei der Produktion von Kefir sind auch Hefen beteiligt, die dazu führen, dass der verzehrfähige Kefir eine geringe Menge Alkohol und Gärungskohlensäure enthält. Das führt mitunter dazu, dass sich der Deckel von Kefirverpackungen wölbt.

Sahneerzeugnisse:

Kaffeesahne und Schlagsahne werden als Sahneerzeugnisse bezeichnet. Sie werden aus dem Rahm der Milch hergestellt und sind somit besonders fettreich. Damit Sahne gut schlagfähig ist und ihre Form behält, ist ein Fettgehalt von mehr als 30 % günstig.

Molkenerzeugnisse:

Molke, Molkensahne, Süß- und Sauermolke werden als Molkenerzeugnisse bezeichnet. Molke ist die Restflüssigkeit, die bei der Käseherstellung nach dem Abscheiden des Käsebruchs und des Fetts entsteht. Sie enthält die wasserlöslichen Bestandteile der geronnenen Milch. Sauermolke, die entsteht, wenn Milch durch Milchsäurebakterien zersetzt wird, enthält wesentlich mehr Calcium als Süßmolke, die entsteht, wenn man Milch mit Lab zur Käseherstellung dicklegt.

Milchmischerzeugnisse

Als Milchmischerzeugnisse werden Produkte bezeichnet, die mindestens zu 70 % aus Milchprodukten und zu höchstens 30 % aus anderen Lebensmitteln wie Früchten, Zucker, Kakao, Malz oder Aromen bestehen. Größtenteils handelt es sich um Getränke oder Joghurt.

Fruchtjoghurterzeugnisse (gerührt oder mit Zubereitung unterlegt) haben einen Anteil von 80 % vom Joghurtabsatz.

Beträgt der Anteil an Früchten mindestens 6 % darf das Produkt Fruchtjoghurt genannt werden, bei mindestens 3,5 % Fruchtanteil Joghurt mit Fruchtzubereitung, bei unter 3,5 % Joghurt mit Fruchtgeschmack (MilchErzV, 2021). Ab einem Anteil von unter 2 % müssen zusammengesetzte Zutaten (Fruchtzubereitung) nicht mehr aufgeführt werden.

Dann werden häufig geschmacksfremde Früchte/Fruchtrückstände (z.B. umgefärbte und neutralisierte Cranberries) verwendet. Außerdem werden meist Zucker, Stärke, Gelatine Konservierungsstoffe und weitere Bindemittel zugesetzt.

Butter (c) Envato

Sauerrahmbutter:

Sauerrahmbutter wird aus mikrobiell gesäuerter Milch, Sahne oder Molkensahne hergestellt.

Süßrahmbutter:

Süßrahmbutter wird aus nicht gesäuerter Milch, Sahne oder Molkensahne hergestellt. Ihr werden auch nach der Butterung keine Milchsäurebakterien zugesetzt.

Mildgesäuerte Butter:

Mildgesäuerte Butter wird wie Süßrahmbutter hergestellt und ohne Zusatz von Milchsäurebakterien gebuttert und gereift. Die Milchsäurebakterien (oder das Milchsäurekonzentrat) werden erst nach der Reifung und dem Verbuttern zugesetzt. Der pH-Wert ist höher als der von Sauerrahmbutter.

Käse (c) Carla Ulrich

Hartkäse

Hartkäse hat mit mindestens 60 % den höchsten Anteil an Trockenmasse und den geringsten Wasseranteil. Je länger der Käse reift, desto ausgeprägter entwickelt sich sein kräftiger Geschmack. Vollreife Hartkäse werden mit einem Draht geschnitten, gerieben oder mit einem mandelförmigen Spezialmesser, dem Parmesanstecher, in Portionen oder Stücke zerteilt.

Schnittkäse 

Schnittkäse hat einen Trockenmasseanteil von 49 bis 57 % und ist weicher und milder als Hartkäse.

Halbfeste Schnittkäse 

Halbfester Schnittkäse hat einen Trockenmasseanteil von 44 bis 55 %. Die Edelpilzkäse dieser Gruppe können pikant bis scharf schmecken.

Weichkäse

Weichkäse haben mindestens 35 % Trockenmasseanteil. Varianten mit weißem Schimmelrasen schmecken mild-aromatisch, solche mit Rotschmiere haben einen herzhaft-würzigen Geschmack. Während junge Weichkäse noch schnittfest sind, wird Weichkäse mit der Reifung immer weicher und fließender.

Frischkäse
Frischkäse wird aus Sauermilchquark durch Säuerung oder Zugabe von Lab hergestellt. Um den gewünschten Fettgehalt zu erreichen wird Rahm unterrührt. Er muss nicht oder nur kurz reifen.

Sauermilchkäse
Sauermilchkäse wird aus Sauermilchquark der Magerstufe hergestellt. Zum Beispiel Harzer Roller, Nieheimer Käse, Handkäse oder Tiroler Graukäse.

ZEIT_2013_10_0041

Nur wenige Lebensmittel verarbeitet der Mensch so vielfältig wie Milch. Die Grafik der ZEIT kann dir durch den Dschungel der Milchprodukte helfen.

Kennst du die schon?

Das Projekt „Arche des Geschmacks“ der Slow Food Stiftung für Biodiversität schützt weltweit regional bedeutsame Lebensmittel, Nutztierarten, Kulturpflanzen sowie traditionelle Zubereitungsarten vor dem Vergessen und Verschwinden. Auch Milchprodukte sind der Teil der Arche!

Welche Milchtypen gibt es?

Milch (c) Envato

Milch von verschiedenen Tierarten

Nur die Milch von Kühen darf schlicht Milch genannt werden. Bei der Milch von anderen Tieren muss die Art vorangestellt werden. Sie muss zum Beispiel als Ziegenmilch, Schafmilch, Stutenmilch oder Büffelmilch bezeichnet werden.

see

Schau mal im Kühlschrank nach: Auf dem Etikett deiner Hafer- oder Mandelmilch steht vermutlich nichts von Milch, sondern Pflanzendrink oder ähnliches. Für pflanzliche Drinks darf die rechtlich geschützte Bezeichnung Milch nicht verwendet werden.

Fettgehalte

Vollmilch:

Als Vollmilch wird Milch bezeichnet, die mindestens 3,5 % Fett enthält. Je nach Haltungsform und Fütterung kann der Fettgehalt auch bei über 4 % liegen. In den Molkereien wird der Fettgehalt im Prozess der Standardisierung stets genau reguliert, um das überschüssige Milchfett für Sahne oder Butter zu verwenden.

Fettarme Milch:

Fettarme Milch ist teilentrahmt. Ihr Fettgehalt beträgt zwischen 1,5 und 1,8 %.

Magermilch:

Magermilch hat einen Fettgehalt von maximal 0,5 %.

Bezeichnungen rund um die Milch

Frischmilch: 

Nur H-Milch und Kondensmilch dürfen nicht als Frischmilch bezeichnet werden. Die fehlende Reglementierung führt dazu, dass der Begriff frisch inflationär benutzt wird. Schließlich lässt er ein gutes Gefühl bei den Konsument*innen entstehen.
Dabei ist Frischmilch im Kühlregal in der Regel gar nicht mehr so frisch. Es dauert schon allein zwei bis drei Tage, bis die Milch vom Hof in die Molkerei gelangt, wo sie dann verarbeitet und durch das Pasteurisieren haltbarer gemacht wird. Alle Verfahren, die darüber hinausgehen, verlängern die Haltbarkeit sogar um Wochen.

Biomilch: 

Jede als Biomilch bezeichnete Milch muss nach den EU-Bio Vorschriften produziert werden. Zusätzlich kann sie das Siegel eines Bio-Verbands (beispielsweise von Bioland, Demeter oder ähnlichen) mit meist strengeren Richtlinien tragen.

Heumilch:

Als Heumilch darf nur die Milch bezeichnet werden, die von Kühen kommt, die nicht mit Silage gefüttert werden. Silage ist durch Gärung konserviertes Grünfutter. Die Fütterung damit führt häufiger zu einem Fehlgeschmack der Milch. Sie riecht und schmeckt dann nach Kuhstall.

Für die Herstellung von Heumilch werden die Kühe im Sommer stattdessen vorrangig mit frischem Gras und Leguminosen gefüttert. Im Winter erhalten sie hauptsächlich Heu. Ergänzend sind Futtermittel wie Grünmais, Getreide, Raps und Schrote erlaubt.
Die Bezeichnung Heumilch ist in der EU gesetzlich geschützt (EU-VO, 2016). Das wird zum einen damit begründet, dass die entsprechende Art der Fütterung traditionell ist, zum anderen wird hervorgehoben, dass Heumilch über einen höheren Anteil an gesunden Omega-3-Fettsäuren und einen besseren Geschmack verfügt.
Heumilch ist immer pasteurisiert, aber nicht immer homogenisiert.

Alpenmilch:  

Der Begriff Alpenmilch ist nicht geschützt und nicht klar definiert. Weder muss die Milch von Kühen stammen, die im geographischen Gebiet der Alpen oder des Voralpenlandes gehalten werden, noch ist eine bestimmte Haltungsform oder Fütterung vorgeschrieben. Der Begriff dient somit nur einer besseren Vermarktung und suggeriert, dass es sich um ein besonders natürliches Produkt handelt. Leider ist das in der Realität oft nicht der Fall.

Weidemilch:

Auch der Begriff Weidemilch ist nicht gesetzlich geschützt. Es gibt jedoch das Bündnis ProWeideland, zu dem 30 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Politik, Milchwirtschaft, Umwelt-, Natur-, Verbraucher- und Tierschutz gehören. Das Bündnis definiert Kriterien für das Label Weidemilch: u.a. Weidegang an mindestens 120 Tagen im Jahr für mindestens sechs Stunden pro Tag, die Futterversorgung von der Weide und die Teilnahme am Tiergesundheitsmonitoring. Solche klaren Richtlinien sind notwendig, da Weidegang allein noch kein Kennzeichen für eine grundfutterbasierte Milcherzeugung (auf Basis von Gras, Luzerne, Heu etc.) ist. Auf vielen Weiden befindet sich zu wenig energiehaltiges Futter für Milchkühe. Somit heißt Weidegang (ohne Label) zunächst nur die Möglichkeit des Auslaufs und zur Aufnahme frischen Grüns und beinhaltet nicht zwingend eine bedarfsgerechte Fütterung.

Die Verarbeitungsstufen von Milch

Wie es der Name vermuten lässt, wird Rohmilch kaum behandelt. Sie wird lediglich gefiltert und gekühlt und verfügt über ihren natürlichen Fettgehalt von 3,8 bis 4,2 %. Diese Art der Milch ist nicht im Einzelhandel zu finden, weil Milchbetriebe sie nur direkt ab Hof verkaufen dürfen. Meist geschieht das über sogenannte Milchtankstellen an denen Verbraucher*innen die Milch selbst in gekaufte oder mitgebrachte Flaschen abfüllen können.
Rohmilch darf nur innerhalb eines Tages nach dem Melken verkauft werden. Sie muss den Hinweis tragen, dass sie vor dem Verzehr abgekocht werden muss. Damit soll sichergestellt werden, dass mögliche krankheitserregende Keime abgetötet werden. So gehen jedoch auch die möglichen positiven Gesundheitswirkungen der Milch verloren.

Unter Vorzugsmilch versteht man amtlich überwachte Rohmilch. Sie wird von speziellen, staatlich zugelassenen, kontrollierten Betrieben angeboten, die besonders hohe hygienische Standards einhalten müssen.
Auf Vorzugsmilch ist ein Verbrauchsdatum angegeben, das einen Zeitraum von 96 Stunden nach dem Melken nicht überschreiten darf. Im Gegensatz zur Rohmilch wird Vorzugsmilch abgefüllt und auch über den Lebensmitteleinzelhandel vertrieben.
Die Auflagen für Vorzugsmilch sind jedoch so hoch, dass kaum noch Milchviehbetriebe die Milch in dieser Form abgeben. Sie vermarkten ihre Milch lieber direkt als Rohmilch, indem sie selbst an Kund*innen ausliefern oder im eigenen Hofladen verkaufen.

Pasteurisierte Milch ist länger haltbar als Rohmilch, denn durch ein kurzes Erhitzen auf 72 bis 75 °C werden möglicherweise enthaltene Keime weitgehend abgetötet. Dennoch führt schon diese Behandlung dazu, dass die Milch weniger intensiv schmeckt und auch weniger wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine, Eiweiße, Fette und Mineralstoffe enthält. Pasteurisierte Milch ist nicht homogenisiert. Sie gelangt heute unter der Bezeichnung „Frische Milch – traditionell hergestellt“ in den Handel. Diese Bezeichnung dient dazu, diese früher übliche Form der pasteurisierten Frischmilch von stärker behandelter ESL-Milch abzugrenzen.

„Länger haltbar“ – diese zwei Worte liest man mittlerweile häufig auf frischer Milch aus dem Kühlregal. Diese Form der pasteurisierten Milch wird auch als ESL-Milch (Extended Shelf Life) bezeichnet. Sie wird hochpasteurisiert und somit auf höhere Temperaturen erhitzt, als bei der Pasteurisierung, um noch länger haltbar zu bleiben. Durch dieses Verfahren entsteht ein charakteristischer „Kochgeschmack“.

Dass ESL-Milch ebenso wie pasteurisierte Milch als frische Milch verkauft werden darf, führt laut Slow Food die Verbraucher*innen in die Irre. Nach einer Klage der Verbraucherzentrale hat sich die Industrie verpflichtet, die Milch entweder mit dem Zusatz „traditionell hergestellt“ (für pasteurisierte Milch) oder „länger haltbar“ (für hochpasteurisierte Milch) zu kennzeichnen. Diese Bezeichnung findet sich jedoch meist nur im Kleingedruckten.

Ultrahocherhitzte Milch wird für ein bis vier Sekunden auf 135 bis 150 °C erhitzt. Dabei werden nahezu alle Mikroorganismen abgetötet und die Milch bleibt auch ohne Kühlung für mindestens drei Monate haltbar. Sie wird deswegen auch als H-Milch oder haltbare Milch bezeichnet. Die intensive Wärmebehandlung beeinträchtigt den Eiweiß- und Vitamingehalt und der Geschmack erinnert an gekochte Milch.

Ziege (c) Envato

Milch und Gesundheit

Welche Inhaltsstoffe hat Kuhmilch?

Der Unterschied zwischen Laktoseintoleranz und Milcheiweißallergie

Nieheimer Käse (c) Stefan Abtmeyer

Milch ist von Natur aus als Nahrung für die Nachkommenschaft von Säugern vorgesehen. Sie entspricht genau den Bedürfnissen, welche die jeweilige Art in ihren ersten Lebensmonaten hat. Daher bestehen große Unterschiede in der Zusammensetzung der Milch von verschiedenen Säugern. Das führt auch dazu, dass Menschen nicht jede Milch vertragen. Vor allem bei Kindern treten Reaktionen auf, die meist auf die Eiweißstoffe der Milch zurückzuführen sind. Sie können eine Kuhmilchallergie haben.

Im Erwachsenenalter kommt es häufiger zu einer Milchzucker-Unverträglichkeit (Lactoseintoleranz). Beim Verzehr von Milch kommt es dann zu Bauchkrämpfen und Durchfällen. Von welchem Tier die konsumierte Milch stammt ist dabei irrelevant. Lactoseintoleranz besteht, mit regionalen Unterschieden, bei über der Hälfte der Weltbevölkerung.

Diese Unverträglichkeit ist darauf zurückzuführen, dass der Organismus die Produktion des Milchzucker-spaltenden Enzyms Lactase nach der Kindheit weitgehend eingestellt hat. Für betroffene Personen sind Sauermilchprodukte bekömmlicher, weil hier der Milchzucker schon weitgehend abgebaut wurde.

Auffällig ist, dass Menschen, die wegen einer Unverträglichkeit keine Milch zu sich nehmen können, sich jedoch im Übrigen ausgewogen ernähren, ohne jene Mangelerscheinungen (zum Beispiel Osteoporose) leben, denen vorzubeugen eigentlich der Milch zugeschrieben wird.

Ran an die Roh- und Vorzugsmilch

Rohmilch (c) LWYang via Wikimedia Commons

Roh- und Vorzugsmilch hat eine große Vielfalt an geschmacklichen Qualitäten, die durch unterschiedliche Inhaltsstoffe hervorgerufen werden. Diese Inhaltsstoffe bestimmen jedoch nicht nur den Geschmack, sondern auch die Eigenschaften für die vielseitigen Möglichkeiten der Weiterverarbeitung der Milch.

Für interessierte Verbraucher*innen, die in Städten wohnen, ist es heute fast unmöglich mit vertretbarem Aufwand Rohmilch zu beziehen. Das Sterben der kleinen Milchbauernhöfe und Milchgeschäfte sowie kaum überwindbare bürokratische Hürden einer Milch-ab-Hof-Abgabe haben den Anteil an Rohmilch heute fast gegen Null gebracht. Auch Vorzugsmilch, die im Gegensatz zu Rohmilch auch im normalen Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden darf, ist nur noch schwer erhältlich. Diese, früher als Kinder- und Heilmilch konzipierte, streng überwachte Milch muss so viele Regularien einhalten, dass immer weniger Betriebe diesen Aufwand auf sich nehmen. Heute gibt es nur noch knapp 40 Betriebe in ganz Deutschland, die Vorzugsmilch produzieren.

Erhitzte Milch kann für anfällige Menschen eine Immunreaktion hervorrufen. Das hängt damit zusammen, dass beim Erhitzen auf über 42 Grad Eiweiße in der Milch denaturieren, die sie für viele Menschen schlechter verträglich machen. Zudem ist zu beachten, dass bei der Pasteurisierung 5 % der A-, B- und C-Vitamine verloren gehen. In H-Milch finden sich sogar 20 % weniger Vitamin B12 und Vitamin C.

Weiterlesen

Naturbelassene Milch hat einen hohen eigenen Wert. Viele Studien und Erfahrungsberichte sprechen von einem positiven Einfluss auf die Gesundheit. Forschungen zeigen beispielsweise, dass das regelmäßige Trinken von kleinen Mengen unbehandelter Milch, Kinder vor Asthma und Allergien schützen kann. Dafür werden Eiweiße in der Molke verantwortlich gemacht, die beim Erhitzen kaputt gehen.

Rohmilch darf in Deutschland nur mit dem Hinweis „vor dem Verzehr abkochen“ an Privatpersonen verkauft werden. Da es sich bei Milch um ein wässriges Produkt handelt, deren Inhaltsstoffe auch von vielen Bakterien gemocht werden, sollen so unkontrollierte Bakterien und Keime, die potenzielle Krankheitserreger darstellen (wie EHEC oder Salmonellen), abgetötet werden.

Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sollten sich dem Risiko einer Keimbelastung nicht aussetzen und den Hinweis unbedingt beherzigen. Ansonsten ist es eine individuell abzuwägende Entscheidung, ob und wie Milch abgekocht wird. Zu beachten ist, dass abgekochte Rohmilch im Vergleich zu pasteurisierter Milch stärker hitzegeschädigt ist.

Käse (c) Envato

Tipps zur Milch

Shake it!

Nicht homogenisierte Milch „rahmt auf“ und es bildet sich manchmal ein Rahm-Pfropf im Flaschenhals. Einfach schütteln und so das Fett gleichmäßig verteilen.

Augen auf!

Ob traditionell pasteurisierte Milch oder ESL-Milch: Beide dürfen sich „Frischmilch“ nennen, sind jedoch zwei sehr unterschiedlich verarbeitete Produkte. Den Zusatz „traditionell pasteurisiert“ oder „länger haltbar“ (für ESL-Milch) findest du leider nur im Kleingedruckten. 

Nase rein!

Bei Frischmilch riechst du definitiv, wenn sie nicht mehr gut ist. Diesem Test kannst du, trotz überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum, vertrauen. Achtung: Das gilt nicht für H-Milch.

Einmal auftanken, bitte!

Bei regionalen Milchtankstellen bekommst du richtig frische Milch und der gesamte Erlös bleibt auf dem Hof.

Vorzügliche Milch!

Leider ist Vorzugsmilch nur noch selten zu finden, dabei hat sie die höchste Qualität. Informiere dich, ob du das Glück hast, eine Abgabestelle in deiner Nähe zu haben.

Achtung explosiv:

Beim Kochen von Milch kann es ziemlich schnell eine Sauerei geben. Daher gilt: Beim Erwärmen stets rühren, denn sonst bildet sich eine feste Haut auf der Milchoberfläche, die den Dampf zuerst nicht entweichen lässt und dann plötzlich überkocht.

Wie bestimme ich die Qualität von Milch?

In Hinblick auf die Qualität von Milch gibt es mehrere Faktoren, die einen großen Einfluss haben:

  1. Die Fütterung: Es spiegelt sich in der Qualität der Milch wider, ob die Kühe auf einer Kräuterwiese grasen oder sich mit präparierter Gras- und Mais-Silage (den Hauptbestandteilen der Totalmischfutterration, TMR genannt) begnügen müssen.
  2. Die Tierrasse: Kommt die Milch von Angler- („Butterkühe“), Jersey-, Murnau-Werdenfelser-Kühen oder von der allgegenwärtigen Hochleistungseinheitsrasse Holstein Frisian? Die Rasse hat zum Beispiel Einfluss auf den Eiweiß- und Fettgehalt der Milch.
  3. Die Haltungsform: Der Qualitätsunterschied macht sich besonders in Hinblick darauf bemerkbar, ob die Kühe auf die Weide dürfen oder nicht.
  4. Die Saison: Auch bei Milch gibt es saisonale Unterschiede. Im Sommer ist die Milch sichtbar „gelber“, wenn die Tiere über frisches Gras große Mengen Beta Carotin aufnehmen.
  5. Die Sorgfalt: Auch die Sorgfalt der Bäuer*innen beim Melken und der Lagerung der Milch lässt sich herausschmecken.
  6. Die Schnelligkeit: Traditionelle Käse werden oft nur aus einem Gemelk (vom Morgen oder vom Abend) hergestellt. Die Milch wird zügig weiterverarbeitet. In der industriellen Käseherstellung wird die Milch oft nur alle zwei bis drei Tage bei den Bäuer*innen abgeholt und danach nicht selten in der Molkerei „gestapelt“ (gelagert).
  7. Die Zeit: Guter Käse und gute Lebensmittel brauchen Zeit, zum Beispiel für die Säuerung und die Reifung. In der industriellen Herstellung wird die Reife durch Zusatzstoffe zunehmend verkürzt, um Produktionskosten zu sparen.
  8. Die Temperatur: Geht es um Milch als Grundprodukt, so ist sie so unverarbeitet wie möglich am besten. Je stärker die Hitzebehandlung, desto mehr wertvolle Inhaltstoffe gehen verloren.

Kann ich Milch zuhause verarbeiten?

Käsen (C) Envato

Milch lässt sich zu einer Vielzahl köstlicher Lebensmittel weiterverarbeiten. Das geht auch zu Hause! Früher war das Abschöpfen der Sahne, das Buttern oder die Herstellung von Quark vielen Menschen geläufig. Seitdem es so schwierig ist, an den Rohstoff Rohmilch heranzukommen, ist viel Wissen verlorengegangen. Denn für die Ansäuerung der Rohmilch sind Milchsäurebakterien nötig und diese befinden sich natürlicherweise in Rohmilch.

Mit ein wenig Zeit lässt sich Milch auf faszinierende Weise transformieren. Dabei wird schnell klar, wie kostbar Milchprodukte sind: Für ein Päckchen Butter (250 g) werden rund 4,5 Liter Milch benötigt.

Dickmilch, auch Sauermilch oder gestockte Milch genannt, entsteht durch eine Säuerung der Milch durch (Milchsäure-)bakterien, die den Milchzucker abbauen. Der Prozess dauert bei Zimmertemperatur zwischen 14 und 28 Stunden. Noch sicherer gelingt die Herstellung, wenn die Milch mit den richtigen Bakterien „angeimpft“ wird. Dazu wird einfach ein Löffel Sauermilch in die Milch eingerührt.

Bei Sauermilch handelt es sich nicht um verdorbene Milch, sondern um ein Produkt, das durch eine gezielte Art der Reifung entsteht. Sauermilch ist mit anschließender Kühlung weniger anfällig für den Verderb als Rohmilch.

Um Rahm, beziehungsweise Sahne, ohne Maschinen zu gewinnen, lässt man die Milch stehen. Der Rahm setzt sich von allein oben ab und kann dann mit einem feinen Schaumlöffel abschöpft werden. Alternativ kann für diese Arbeit eine Milchzentrifuge verwendet werden, die den Rahm von der Milch trennt. Bei beiden Vorgehensweisen entstehen als Ergebnis sowohl Süß-Rahm als auch Magermilch.

Der Rahm kann entweder direkt verwendet werden (zum Beispiel als Schlagsahne) oder zu Butter weiterverarbeitet werden. Dazu wird der Rahm im Butterfass oder mit einem Handrührgerät so lange geschlagen, bis er ausflockt. Es entsteht Süßrahmbutter.
Um Sauerrahmbutter zu erzeugen, wird der Rahm vorab gesäuert.

Neben der Butter erhält man Buttermilch.

Um Joghurt herzustellen, wird Milch für zehn Minuten auf 90 Grad erhitzt und auf dieser Temperatur gehalten. Anschließend muss die Milch auf 45 Grad abkühlen. Danach werden pro Liter Milch 100 ml Joghurt als Starterkultur eingerührt. Diese Masse wird dann in Schraubgläser abgefüllt und für eine Stunde bei ca. 50 Grad in den Backofen gestellt. Die Gläser verbleiben über Nacht im abgeschalteten Backofen und reifen. Am nächsten Morgen kann der fertige Joghurt genossen oder kühlgestellt werden. Dieser Joghurt kann dann als nächster „Starter“ genutzt werden.

Quark wird durch langsames Erhitzen von Dickmilch gewonnen. Bei diesem Prozess gerinnen die Proteine. Die entstehende Masse wird durch ein Sieb oder Tuch gegossen. Quark kann dann zum Beispiel zu Käse weiterverarbeitet werden.

Wie lange sind Milchprodukte haltbar?

Milchpackung (C) Envato

Rohmilch: gekühlt, ungeöffnet 2 bis 4 Tage

Vorzugsmilch: gekühlt, ungeöffnet 96 Stunden, Verbrauchsdatum

Pasteurisierte Milch / Frische Milch „traditionell hergestellt“: gekühlt, ungeöffnet etwa 10 Tage, geöffnet 5 Tage

ESL-Milch / Frische Milch „länger haltbar“: gekühlt, ungeöffnet etwa 24 Tage, geöffnet 5 Tage

Ultrahocherhitzte / H-Milch: ungekühlt, ungeöffnet 3-6 Monate, geöffnet 4 Tage

Milch hält oft länger frisch als angegeben. Hier gilt: anschauen, riechen und vorsichtig probieren. 

  • Wenn sich die Packung wölbt, haben sich die Milchsäurebakterien vermehrt. Lass lieber die Finger von dieser Milch. 
  •  Flockt oder klumpt die Milch, ist das ein Zeichen von Überlagerung.
  • Bei nicht homogenisierter Milch (Rohmilch, Vorzugsmilch und lediglich pasteurisierter Biomilch) rahmt das Fett rasch auf, weil es nicht durch Homogenisierung fein verteilt wurde. Das ist ein Zeichen für eine gute Qualität, da es auf eine niedrige Verarbeitung schließen lässt. Den Rahmpfropf im Flaschenhals kannst du durch kräftiges Schütteln lösen und verteilen. Achtung: Das gilt nicht für H-Milch! Wenn diese aufrahmt, bedeutet das, dass sich die homogenisierten Fett-Tröpfchen allmählich wieder verteilen. Das ist ein Zeichen von Überalterung.

 

  • Riecht oder schmeckt die Milch sauer, muffig oder bitter, ist sie gekippt und sollte nicht mehr verzehrt werden.

 

Vorsicht: H-Milch kann verderben, ohne dass sie sauer riecht oder ausflockt. Durch die Ultrahocherhitzung werden alle in der Milch enthaltenen Milchsäurebakterien abgetötet, die dafür zuständig sind. Daher solltest du geöffnete H-Milch innerhalb von drei bis vier Tagen verbrauchen.

Käse (c) Slow Food
  • Bei Hartkäsesorten kannst du die von leichtem Schimmelbefall betroffene Stelle einfach großzügig herausschneiden (ca. 1 cm Abstand) und den übrigen Käse bedenkenlos essen.
  • Schnittkäse, Weichkäse, abgepackte Käsescheiben und Frischkäse solltest du bei den ersten Anzeichen von Schimmelbefall vollständig entsorgen. Im Weichkäse kann sich das Pilzmyzel eher in tiefere Schichten ausbreiten. Zudem können giftige Pilzsubstanzen (wie Mykotoxine) besser eindringen.
  • Der gewünschte Edelschimmel von Käse wie Roquefort, Gorgonzola oder Camembert ist dabei ausgenommen, aber auch hier solltest du sehr gut beobachten, ob sich der Edelschimmel ausbreitet oder ein anderer Schimmelvertreter vorhanden ist.
Hüttenkäse (C) Envato
  • Milch kannst du nach Geruch und Geschmack beurteilen. Saurer Geruch oder Geschmack, dickgelegte Milch, Schimmel, geblähte Verpackungen oder Gelbfärbung zeigen Verderbnis an.
  • Gesäuerte Produkte wie Joghurt, Quark, Sauerrahm oder Crème fraîche solltest du bei Verdacht genau in Augenschein nehmen und daran riechen. Sie können ungeöffnet bis ca. zwei Monate über dem Mindesthaltbarkeitsdatum durchaus noch gut sein. Ein geblähter Deckel weist auf die Aktivität von Milchsäurebakterien hin und das Produkt sollte entsorgt werden.
Butter (C) Stefan Abtmeyer
  • Butter ist im Kühlschrank monatelang haltbar. Falls sich eine verfärbte ranzige Schicht gebildet hat, kannst du diese großzügig abschneiden und den Rest bedenkenlos verzehren. Oder du verarbeitest die Butter zu Butterschmalz bzw. geklärter Butter. Am längsten ist gesäuerte Butter, also Sauerrahmbutter, haltbar.
Hafermilch (c) Envato
  • Wenn sich in deinem Haferdrink Klümpchen bilden oder ein unangenehmer Geruch oder saurer Geschmack entsteht, sind das deutliche Anzeichen dafür, dass er verdorben ist. Bei längerer Überlagerung zeigt sich Schimmel.

Resteverwertung von Milchprodukten

Du hast noch frische Milch, Joghurt oder Sahne im Kühlschrank und weißt nicht, wie du sie noch verbrauchen kannst? Anstatt alles gleich wegzuwerfen, kannst du viele Milchprodukte einfach einfrieren. Gut geeignet sind Produkte, die einen hohen Fett- und einen geringen Wasseranteil haben. Zum Beispiel Butter oder Hart- und Schnittkäse. Bei Milch und Joghurt kann es passieren, dass du nach dem Auftauen feststellst, dass sich die Fett- und Eiweißbestandteile aufgetrennt haben. Dann kann kräftiges schütteln oder rühren helfen, denn schlecht sind die Produkte deswegen nicht. Falls das nicht klappt, lassen sich die Produkte auf jeden Fall noch zum Kochen verwenden.

Sojamilch (C) Envato

Milchalternativen: Pflanzendrinks

Hafermilch (C) Envato

Der weltweite Umsatz an pflanzlichen Milchalternativen wächst stetig. Genauso, wie eine gute Kuhmilch einen wertvollen Beitrag zu Diversitäts- und Klimaschutz leistet, können das auch Pflanzendrinks. Sie können dabei helfen, mehr pflanzliche Produkte auf den Tisch zu bringen.
Aber auch zwischen den verschiedenen Pflanzendrinks gibt es Unterschiede hinsichtlich der ökologischen Auswirkungen. Slow Food hat einen Test gemacht und verschiedene Drinks auf die verwendeten Rohstoffe, die Erzeugung, die Verpackung und den Geschmack getestet. Hier gehts zum Artikel.

Quiz

Ergebnis

Wow! Du weißt wirklich Bescheid!

Versuch’s nochmal! Du kannst alles im Eintrag nachlesen.

#1. Wieviel Liter Milch gibt eine Kuh in Deutschland durchschnittlich pro Tag?

Die Milchmenge, die eine Kuh gibt, beträgt rund 28 Liter pro Tag, an durchschnittlich 305 Tagen pro Jahr.

Nächste Frage

#2. Bei welcher Milch ist das Aufrahmen der Milch kein gutes Zeichen?

Nicht homogenisierte Milch (Rohmilch, Vorzugsmilch und lediglich pasteurisierte Biomilch) rahmt rasch auf, weil das Milchfett nicht durch Homogenisierung fein verteilt wurde. Bei H-Milch ist das Aufrahmen ein Zeichen von Überlagerung.

Nächste Frage

#3. Wie viele Liter Milch braucht man für ein Päckchen Butter (250g)?

Es sind unglaubliche 4,5 Liter Milch! Tipps zum Nachrechnen: Milch hat etwa 4,2 % Fett und der Fettgehalt von Butter muss gesetzlich mindestens 82 % betragen.

Nächste Frage

#4. Wieso ist der Export von Magermilchpulver nach Afrika problematisch?

Aus dem Milchpulver wird dann „rekombinierte“ Milch hergestellt. Dies ist ein Gemisch aus Wasser, Milchpulver und pflanzlichen Fetten.

Nächste Frage

#5. Wer gründete die ersten Molkereien in Mitteleuropa?

Viele große Molkereien wurden in ehemaligen Klöstern gegründet. Die Mönche verarbeiteten hier größere Mengen Milch aus der Umgebung.

Nächste Frage

#6. Wie wird der Großteil der deutschen Milchkühe gehalten?

Milchvieh wird üblicherweise in Laufställen mit Liegeboxen gehalten, zum Teil mit Zugang zu einem befestigten Auslauf und/oder regelmäßigem Weidegang.

Nächste Frage

#7. Wenn Heumilch auf der Packung steht, dann bekommen die Kühe als Futter...

Heumilch ist ein geschützter Begriff für Milch von Kühen, die nicht mit Silage gefüttert werden (hier entsteht oft ein Fehlgeschmack). Die Kühe bekommen im Sommer vorrangig frisches Gras und Leguminosen, im Winter hauptsächlich Heu.

Zum Ergebnis